Veranstaltungen im November 2013 :: Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus

Veranstaltungen im November 2013

Samstag, 9. November 2013, 18 Uhr
Mahnmal am Platz der Synagoge, Göttingen

„Jude bleibt Jude“. Die Absetzung des Pastor Benfey

Gedenkstunde zum 75. Jahrestag der Pogromnacht 1938

Veranstaltet von der Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit und der Stadt Göttingen

Bruno Benfey, dessen Großeltern zum Christentum übergetreten waren, war seit 1927 evangelischer Pfarrer von St. Marien in Göttingen. 1936 wurde er nach einer beispiellosen Hetzkampagne — das Zitat „Jude bleibt Jude" stammt aus einem Hetzblatt — nach einem Gottesdienst im Talar verhaftet und von der Landeskirche seines Amtes enthoben. 1938 wurde Benfey in Buchenwald inhaf­tiert, konnte aber überleben. Von 1946 bis 1962 war er nach anfänglichen Widerständen wieder Pfarrer in der Mariengemeinde. An seine Verfolgungs­geschichte erinnert der Religionskurs des Otto-Hahn-Gymnasiums (OHG) und der Geschwister-Scholl-Gesamtschule; musikalische Begleitung: Konzertchor des OHG.

Samstag, 9. November 2013, 19.30 Uhr
Treffpunkt: Thomas-Bürgenthal-Haus (Stadtbibliothek), Gotmarstraße 8, Göttingen

Lange Nacht der Erinnerung:
Zum Gedenken an Teofila und Marcel Reich-Ranicki
Annäherung an ihr Leben

Mit Film-Ausschnitten, Interviews und Tosas Bildern aus dem Warschauer Ghetto.

Veranstaltet vom Jüdischen Lehrhaus Göttingen in Kooperation mit der Stadtbibliothek

Sonntag, 10. November 2013, 16 Uhr
Gemeindesaal St. Albani, Albanikirchhof 1a, Göttingen

Die Entwicklung des Zionismus und seine Bedeutung für die aktuelle Politik des Staates Israel

Vortrag von Gideon Greif (Austin, USA)

Veranstaltet von der Stadtakademie in Kooperation mit der Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit

Gideon Greif ist Professor für israelische und jüdische Geschichte am Schuster­man-Center der Universität von Texas, Austin (USA). Als Historiker hat er sich auf die Erforschung und didaktische Vermittlung der Shoah spezialisiert. Aus seinen Forschungen und Projekten gehen neben wissenschaftlichen Publika­tionen Radio- und Fernsehdokumentationen, Theaterstücke und Ausstellungen hervor. Am 11. November besucht er das Theodor-Heuss-Gymnasium, um mit Schüler_innen zu diskutieren.

Freitag, 15. November 2013, 19 Uhr
Thomas-Bürgenthal-Haus (Stadtbibliothek), Gotmarstraße 8, Göttingen

112 Namen — 1 Keller — Keine Erinnerung

Antifaschistische Geschichte sichtbar machen. Kunstaktion am ehemaligen Stadthaus

Veranstaltet von der Antifaschistischen Linken International A.L.I. in Kooperation mit dem Verein zur Förderung antifaschistischer Kultur und dem DGB Region Südnieder­sachsen-Harz

Die Aktion wird wiederholt am 6. und am 13. Dezember, jeweils von 18 bis 20 Uhr.

Mehrere hundert Göttinger Antifaschist_innen haben gegen die Nazis Wider­stand geleistet. Viele von ihnen wurden nach der Machtübertragung an die Nazis im alten Polizeigefängnis eingesperrt, gedemütigt, zum Teil von hier in die Konzentrations­lager verschleppt. 112 Namen sind bekannt, in der öffent­lichen Erinnerung und im Stadtbild wird ihnen kein Platz eingeräumt. Mit einer Licht-, Ton- und Silhouetten­installation am ehemaligen Stadthaus begeben wir uns auf Spurensuche: Wer waren diese Menschen? Wie ist ihre Geschichte mit den Räumen der heutigen Stadt­bibliothek verbunden? Warum bleibt ihr Wirken bis heute unsichtbar? Wie kann ein authentischer Ort der Erinnerung gestaltet werden?

Samstag, 16. November 2013, 18 Uhr
ver.di-Geschäftstelle, Groner-Tor-Straße 32, Göttingen

Aktuelles zum NSU-Netzwerk:
Warum schützt und unterstützt der Staat Neofaschisten?

Vortrag und Diskussionsveranstaltung mit Sebastian Carlens („Junge Welt“)

Veranstaltet von der Vereinigung der Verfolgten des Nazi-Regimes — Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten (VVN-BdA), ver.di Göttingen, SDAJ Göttingen, in Kooperation mit der Tageszeitung „Junge Welt“

Anfang November 2011 flog die bewaffnete, neofaschistische Terrorzelle „National­sozialistischer Untergrund“ (NSU) auf. Die mutmaßlichen Rechts­terroristen des NSU sollen für insgesamt zehn Morde, an türkisch- und griechischstämmigen Gewerbetreibenden und einer Polizistin, für mindestens zwei Bombenanschläge sowie mehrere bewaffnete Bank­überfälle verant­wortlich sein. Dreizehn Jahre konnten die Terroristen in der BRD relativ frei agieren, ohne dass ihnen Staat oder Behörden in die Quere kamen.

Anstatt den Hinweisen auf neofaschistische Täter nachzugehen, schikanierte die Polizei über Jahre die Angehörigen der Ermordeten: Die von der Polizei vertretene Hypothese der „organisierten Ausländerkriminalität“ wurde bis zum Schluss aufrecht erhalten. Verstrickungen staatlicher Behörden in das engste Umfeld der Terrorzelle sind ebenso unübersehbar wie vielfältige Maßnahmen zur Vertuschung der Umstände, unter denen der NSU entstand.

Dutzende „V-Leute“ (also von den Geheimdiensten angeworbene Nazi-Spitzel) und ein Netz von Geheimdienstseilschaften flankieren den Weg des NSU — von Anfang an. Aber: Warum schützt und unterstützt der bürgerliche Staat Neofa­schisten? Welches Interesse hat er an ihrer Existenz und was ist ihre Funktion?

Sebastian Carlens ist Redakteur der Tageszeitung „Junge Welt“ und berichtet regelmäßig vom NSU-Prozess in München.

Donnerstag, 21. November 2013, 20 Uhr
Kino Lumière, Geismar Landstraße 19, Göttingen

Das Konzert mit Esther Bejernao und Microphone Mafia am 21. November fällt leider aus gesundheitlichen Gründen aus. Bereits gekaufte Karten können an den bekannten Vorverkaufsstellen zurückgegeben werden.
Das Konzert wird voraussichtlich im Januar nachgeholt werden. Bitte achtet auf aktuelle Ankündigungen.

„La vita continua“

Konzert mit Esther Bejarano und Microphone Mafia

Eintritt: 8 €, ermäßigt 5 €

Vorverkauf in Theaterkeller und Café Kabale (Geismar Landstraße 19, Göttingen) sowie im Roten Buchladen (Nikolaikirchhof 7, Göttingen)

Veranstaltet von der OLAfA (Offene Linke — Alles für Alle) in Kooperation mit dem Theaterkeller und der Basisgruppe Geschichte

Vor drei Jahren haben die Shoah-Überlebende Esther Bejarano und die Kölner Rap-Künstler Kutlun Yurtseven und Signore Rossi von Microphone Mafia begonnen, ihr künstlerisches Können und politisches Engagement in einem Projekt zusammenzuführen. Es bettet Esther Bejaranos Erfahrungen von Verfolgung und Gefangenschaft in eine Mischung aus Gedichten, Texten, HipHop und Klezmer ein. Die heute 88-Jährige überlebte Birkenau und Ravensbrück sowie die Flucht von einem der Todesmärsche. Bis heute ist sie politisch aktiv gegen Antisemitismus und Faschismus. Ihre Texte und Lieder sind Manifest des antifaschistischen Kampfes und Stellungnahme gegen das Vergessen von Verfolgung, Entrechtung und Mord. Nach dem ersten Album „Per la Vita“ ist nun das zweite, „La vita continua“, erschienen. Es soll daran erinnern, dass eine Welt die menschlich ist, möglich bleibt.

Bereits im Januar 2010 traten Esther Bejarano und Microphone Mafia in Göttingen im Rahmen des Bündnisses auf (Veranstaltungsankündigung und Fotoseite) — am 27. Januar, dem Jahrestag der Befreiung des KZ Auschwitz.
Kurz vor dem Konzert begann die Göttinger Polizei mit der Durchsuchung eines Wohnhauses in der Roten Straße. Während Esther Bejarano aus ihren Erinnerungen an ihren Überlebenskampf im KZ Auschwitz las, waren im Saal des Alten Rathauses Polizeisirenen und Blaulicht wahrzunehmen. Als im Anschluss an die Veranstaltung die über 250 Gäste das Alte Rathaus verlassen wollten, wurden sie am Fuß der Rathaustreppe von PolizeibeamtInnen gefilmt und konnten nur durch ein Spalier von PolizistInnen die Straße erreichen. Entsetzt reagierte das Bündnis mit einer Pressemitteilung.

Montag, 25. November 2013, 19 Uhr
Kino Lumière, Geismar Landstraße 19, Göttingen

„Wir haben es doch erlebt“: Das Ghetto von Riga

Dokumentarfilm von Jürgen Hobrecht, anschließend Gespräch mit dem Filmemacher

Veranstaltet von der Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit

Rund 25.000 Jüdinnen und Juden aus dem Deutschen Reich wurden während des Zweiten Weltkriegs nach Riga im von deutschen Truppen besetzten Lettland verschleppt. Zwischen November 1941 und Oktober 1942 fuhren 25 Züge aus 14 Städten nach Riga. Unmittelbar zuvor waren die bis dahin im Ghetto von Riga internierten 27.000 lettischen Jüdinnen und Juden in einem Massaker ermordet worden, um Platz für die Neuankömmlinge aus Deutschland zu schaffen. Auch Tausende Deportierte aus dem Deutschen Reich wurden direkt nach der Ankunft erschossen. Diejenigen, die das Ghetto lebend erreichten, erlitten hingegen ein jahrelanges Martyrium, an dessen Ende auf die meisten Menschen ebenfalls der Tod wartete.

Jürgen Hobrecht hat über viele Jahre hinweg die Spuren dieser Verbrechen recherchiert. Seine erschütternde Dokumentation begibt sich an die Orte des Geschehens in Lettland, zeigt aber auch, wie akribisch die Deportationen in Deutschland vorbereitet wurden.

Freitag, 29. November 2013, 19.30 Uhr
Arbeit und Leben, Lange Geismarstraße 72, Göttingen

Gedenken von Rechts: Wie Rechtsradikale Geschichte umdeuten und instrumentalisieren

Vortrag und Diskussion mit Benni Köster (Störungsmelder-Blog)

Veranstaltet von Aktion Sühnezeichen Friedensdienste

Bad Nenndorf im August 2013. Zum wiederholten Mal versuchen Neonazis hier einen Opfer­mythos zu propagieren und Geschichte umzudeuten. Ähnliches versuchen Rechts­radikale überall in Deutschland immer wieder. Geschichts­revisionismus als Motor der radikalen Rechten? Benni Köster, Juso-Landes­vorsitzender und Autor im Störungs­melder-Blog auf Zeit-Online, stellt im Vortrag aktuelle rechtsradikale Erscheinungsformen und „rechte Gedenkkultur" dar.