Veranstaltungen im November 2012 :: Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus

Veranstaltungen im November 2012

Dienstag, 6. November 2012, 20 Uhr
Galerie Apex, Burgstraße 46, Göttingen

„Europa erfindet die Zigeuner“

Lesung und Diskussion mit Klaus-Michael Bogdal (Universität Bielefeld)

Veranstaltet vom Göttinger Bündnis „Bleiberecht für Roma“

Mit „Europa erfindet die Zigeuner“ hat der Literaturwissenschaftler Klaus-Michael Bogdal ein facettenreiches und erschütterndes Werk über die Entwertung, Diskriminierung, Verfolgung und Vernichtung der Roma Europas – und eben die Erfindung der Zigeuner – vorgelegt, das in kürzester Zeit zum Standardwerk geworden ist. In erschreckender Dringlichkeit zeichnet er darin die perfide Imageproduktion sowie die zerstörerische Kraft der rassistischen Zuschreibung nach, die es den meisten Roma bis heute unmöglich macht, ein Leben in Würde und sozialer Sicherheit zu führen.

Freitag, 9. November 2012, 18 Uhr
Mahnmal am Platz der Synagoge, Göttingen

„Weiterarbeiten, als wäre nichts geschehen“

Gedenkstunde anlässlich der Pogromnacht 1938

Veranstaltet von der Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit und der Stadt Göttingen unter Mit­wirkung der Jüdischen Gemeinde Göttingen

Die Universität Göttingen hat in diesem Jahr ihr 275-jähriges Bestehen gefeiert. Die traditionelle Gedenkstunde setzt sich darum mit der Verfolgung jüdischer Lehrender Studierender im Nationalsozialismus auseinander. Gestaltet wird sie von Schüler_innen des Otto-Hahn-Gymnasiums Göttingen.

Freitag, 9. November 2012, 19.30 Uhr
Holbornsches Haus, Rote Straße 34, Göttingen

Lange Nacht der Erinnerung: „Gehat hob ich a hejm"

Manfred Lemm singt Lieder von Mordechaj Gebirtig (1877-1942)

Veranstaltet vom Jüdischen Lehrhaus Göttingen

Vor 70 Jahren wurde im Krakauer Getto Podgórze der jüdische Tischler und Dichter Mordechaj Gebirtig auf offener Straße von einem deutschen Soldaten erschossen. Seine Lieder haben überlebt und sind ein Zeitzeugnis. Gebirtigs Sprache war Jiddisch, Ausdrucksmittel von Millionen von Menschen im damaligen Osteuropa. Seine Lieder sind voller Lebensweisheit, Ironie und Wärme, nicht selten übt er Kritik an den politischen und sozialen Missständen seiner Zeit.

Montag, 12. November 2012, bis Freitag, 30. November 2012
Hainberggymnasium, Friedländer Weg 19, Göttingen

Montag, 3. Dezember 2012, bis Freitag, 14. Dezember 2012
Otto-Hahn-Gymnasium, Carl-Zeiss-Straße 6, Göttingen

„Aus Niedersachsen nach Auschwitz“

Eine Wanderausstellung zur Verfolgung der Sinti und Roma in der NS-Zeit

Veranstaltet vom Göttinger Bündnis „Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus – 27. Januar“ in Kooperation mit den Göttinger Schulen, der Projektwerkstatt Spurensuche, dem Nieder­sächsischen Verband Deutscher Sinti e.V. Hannover, gefördert von der Stiftung niedersächsischer Gedenkstätten

Im März 2013 jährt sich zum 70. Mal die große Deportation der Sinti und Roma aus dem Deutschen Reich in das „Zigeuner­familienlager" in Auschwitz-Birkenau. Auch mindestens 700 Sinti aus Niedersachsen wurden dabei in den Tod geschickt. Die Ausstellung erinnert an das Schicksal der niedersächsischen Sinti im National­sozialismus. Sie wird am Donnerstag, 15. November 2012, um 11.30 Uhr in der Aula des Hainberggymnasiums mit einer Einführungsveranstaltung eröffnet. Danach ist sie an Schultagen von 8 bis 14 Uhr öffentlich zugänglich.

Zwei weitere Ausstellungen mit den Titeln „Von Auschwitz in den Harz – Sinti und Roma im KZ Mittelbau-Dora" und „Fremd im eigenen Land – Sinti und Roma in Nieder­sachsen nach dem Holocaust" werden die Auseinandersetzung mit dem Thema von Januar bis März 2013 fortsetzen.

Samstag, 17. November 2012, 19 Uhr
Nachbarschaftszentrum Mehrgenerationenhaus Grone, Deisterstraße 10, Göttingen

Die Zukunft der Erinnerung in der Migrationsgesellschaft Deutschland?!

Eine Podiumsdiskussion zur Erweiterung der Gedenkperspektiven an die Opfer des Nationalsozialismus

Mit: Kenan Emini (Roma Center e.V., Göttingen), Kutlu Yurtseven (Microphone Mafia, Köln), Juliane Wetzel (Zentrum für Antisemitismusforschung, TU Berlin), Eike Stegen (Aktion Sühnezeichen, Berlin)

Veranstaltet von DGB und DGB-Jugend Region Südniedersachsen-Harz

Bei der Erinnerung an die Verbrechen und Opfer des Nationalsozialismus finden die Interessen und Positionen von Menschen mit Migrationsgeschichte in der bundes­deutschen Mehrheitsgesellschaft meist wenig Beachtung – insbesondere auch nicht in dem für das Gedenken bedeutsamen schulischen Kontext. Dabei sind auch die Lebensgeschichten dieser Menschen auf unterschiedlichste Art und Weise mit dem Nationalsozialismus verknüpft. Ob Nach­fahren von Résistancekämpfer_innen in Italien, Polen und Frankreich, ob Kinder aus Kollaborateurs- und zugleich Opferfamilien aus Kroatien, ob Roma als Verfolgte des Naziregimes oder türkischstämmige Jüdinnen und Juden – diese vielfältige biographische Verwobenheit mit dem Nationalsozialismus wird oft ebenso wenig thematisiert wie die Kontinuität von Rassismus und Verfolgung in der Bundesrepublik.
Vier Podiumsgäste aus historisch-politischer Bildungsarbeit, wissenschaftlicher Forschung sowie kulturellen und politischen Projekten diskutieren, wie die bundesdeutschen Gedenk- und Erinnerungsdiskurse verändert werden müssen, damit sie auch einer jungen Generation mit Migrationserfahrungen gerecht werden.

Sonntag, 18. November 2012, 17 Uhr
Arbeit und Leben, Lange Geismarstraße 74, Göttingen

„Ein Lied geht durch die Welt“: Zum 70. Todestag des Chazan (jüdischen Kantors) Joseph Schmidt

Vortrag, Film und Musik mit François Lilienfeld

Veranstaltet von der Jüdischen Kultusgemeinde für Göttingen und Südniedersachsen

Der jüdische Tenor Joseph Schmidt war einer der ersten Gesangsstars des 20. Jahr­hundert. Mit seinem Film „Ein Lied geht um die Welt“ wurde er 1933 weltberühmt, doch schon wenig später trieb ihn die national­sozialistische Verfolgung in die Flucht. Erst 38 Jahre alt, starb er 1942 in einem Schweizer Flüchtlingslager.
François Lilienfeld befasst sich seit über dreißig Jahren als Forscher und Interpret mit ostjüdischer Musik. Er konzertiert in Europa und den USA, hat zahlreiche CDs und Radioprogramme produziert und hält regelmäßig Vorträge. In Göttingen tritt er zusammen mit einem Tenor und einem Pianisten auf.

Montag, 19. November 2012, 18.30 Uhr
Hainberggymnasium, Friedländer Weg 19, Göttingen

„Ausgrenzung und Abschiebung“

Begleitseminar zur Wander­ausstellung „Aus Niedersachsen nach Auschwitz“

Veranstaltet von der Projektwerkstatt Spurensuche

Dienstag, 20. November 2012, 20 Uhr
Buchladen Rote Straße, Nikolaikirchhof 7, Göttingen

„Mordsgeschäfte“

Krimilesung mit dem Autor Martin Sudermann

Veranstaltet vom Buchladen Rote Straße und der Geschichtswerkstatt Göttingen

Der Kriminalroman „Mordsgeschäfte" ist das ungewöhnliche Ergebnis einer längeren Recherche über die ungesühnte Ermordung von Zwangsarbeiter_innen am Ende des Zweiten Weltkriegs. Die Geschichte verknüpft das Portrait einer Familie mit den Spuren des Nationalsozialismus in der Gegenwart. Am Beispiel des fiktiven Tatorts Grüneck im Sauerland zeichnet das Buch ein äußerst widersprüchliches Bild davon, welche Haltungen die Verbrechen ermöglicht haben und wie die verdrängte Vergangenheit die Nachkriegszeit bis in die Gegenwart prägt.
Martin Sudermann ist Journalist und publiziert überwiegend zu den Themen Rassismus, Migration und Geschichte. Er realisierte verschiedene Ausstellungs­ projekte und engagiert sich seit vielen Jahren gegen die Straflosigkeit von NS-Verbrechen.