Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus

Eine Veranstaltungsreihe in Göttingen vom 1. November 2023 bis 30. Januar 2024

Dezember 2023

Sonntag, 03.12.23, 14:30 Uhr,
von 14:00 bis 17:00 Uhr ist die Ausstellung für Einzel­besucher*innen geöffnet.
Ausstellung „Auf der Spur euro­päischer Zwangs­arbeit. Süd­nieder­sachsen 1939–1945“, BBS II, Godehard­str. 11, Göttingen

Wie Sklaven behandelt. Italienische Gefangene in Süd­nieder­sachsen

Eine Führung durch die Ausstellung „Auf der Spur europäischer Zwangs­arbeit 1939–1945“ mit Sarah Könecke und Jakob Fesca

Der Eintritt zur Ausstellung und zur Führung ist frei, um eine Spende wird gebeten

Veranstaltet von der Ausstellung „Auf der Spur euro­päischer Zwangs­arbeit in Süd­nieder­sachsen 1939–1945“ und Geschichts­­werkstatt Göttingen e.V.

Illustrierte Info zu dieser Veranstaltung auf der Webseite der Ausstellung „Auf der Spur euro­päischer Zwangs­­arbeit in Süd­­nieder­­sachsen 1939–1945“

Die Zwangsarbeitenden, die im Zweiten Weltkrieg in Süd­nieder­sachsen leben und arbeiten mussten, kamen aus allen Teilen Europas — auch aus Italien. Nach dem Sturz Mussolinis 1943 machte die deutsche Wehrmacht die italienischen Truppen handlungs­unfähig. Ein Großteil der gefangenen Soldaten weigerte sich, an der Seite der National­sozialisten und Faschisten zu kämpfen. 700.000 Kriegs­gefangene wurden als „Italienische Militär­internierte“ (IMI) deklariert und hunder­ttausend Zivilisten gerieten durch Razzien in Gefangen­schaft. Der aller­größte Teil wurde nach Deutschland zur Zwangs­arbeit deportiert.

Was Zwangsarbeit für sie bedeutete, macht diese thematische Ausstellungs­führung am Beispiel der Lebens­geschichten zweier Italiener deutlich. Erzählt wird von den Tätig­keiten, die sie verrichten mussten, von den Lagern, in denen sie unter­gebracht waren, und von den Gefahren, denen sie ausgesetzt waren. Berichtet wird aber auch über ihr Leben vor der Verschleppung und über die Art und Weise, wie sie nach der Befreiung mit ihren Erfahrungen umgingen.

Sonntag, 03.12.2023, 17:00 Uhr
Altes Rathaus, Markt 9, Göttingen

Zwischen Himmel und Erde

Konzert

Eintritt frei, Spenden erbeten

Veranstaltet von der Gesell­­schaft für christlich-jüdische Zusammen­­arbeit Göttingen e.V.

Die Pianistin und Komponistin Marina Baranova, aufgewachsen in der Ukraine als Urenkelin eines Rabbiners, lässt in der ersten Hälfte dieses Konzerts mit dem Solo-Programm „White Letters“ ihren persönlichen Werde­gang erkennen: Berühmte Stücke aus der Klassik treffen auf eigene Kom­positionen, Werke von ukrainischen Komponist:innen auf Stücke jüdischer Tondichter:innen.

In der zweiten Hälfte erklingen Kom­positionen aus ihrem Duo-Programm „Firebird“ mit dem Percussion­isten Murat Coşkun: Musik von virtuoser Leichtig­keit, changierend zwischen Klassik, Welt­musik, Jazz, Percussion und Film­musik, auf Flügeln getragen von perlenden Melodien und geerdet vom pulsierenden Klang der Rahmen­trommeln.



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Zum Soloprogramm:

Im November 2022 veröffent­lichte Marina Baranova ihr Album „White Letters“. Der Begriff »White Letters« (auf Deutsch »weiße Buch­staben«) stammt vom Rabbiner Levi Isaac, der sagt, dass die schwarzen Buch­staben, die wir üblicher­weise als wertvolle Quelle der Information betrachten, nur die halbe Wahr­heit darstellen. Denn zwischen den gedruckten Buch­staben befinden sich verborgene Weis­heiten, sogenannte weiße Buch­staben, die für unsere Augen nicht sichtbar sind. Nur die Kombination aus gedruckten Buch­staben und den weißen »Buch­staben« dazwischen kann uns alle Geheim­nisse offen­baren. Dieses Album stellt eine Suche nach dem Unsicht­baren — nach den weißen Buch­staben — dar, und soll anregen zwischen den Zeilen zu lesen.

„Meine Einspielung ähnelt ein wenig einer Playlist, die meinen persön­lichen Werde­gang spiegelt“, sagt die Komponistin und Pianistin. Aufgewachsen in der Ukraine als Urenkelin eines Rabbiners treffen berühmte Stücke aus der Klassik auf eigene Kompositionen, Werke von ukrainischen Komponist:innen auf Stücke jüdischer Tondichter:innen.

Zu jedem Stück gibt einen besonderen Bezug, den die Musikerin hörbar macht.

Im »Carol of the Homeless Children« geht es um Waisen­kinder, die Krieg erleben und von ihrer Not berichten — ein erschreckend aktueller Inhalt. Einen Choral von J.S. Bach aus der Cantata »Herz und Mut und Tat und Leben« kombiniert die Pianistin und Komponistin mit dem Lied »There's Always Tomorrow« von dem jüdischen Komponisten Johnny Marks. „Somit bekommt diese Komposition einen neuen Kontext — eine Brücke zwischen historischer und moderner Deutung wird geschlagen, der Sinn neu hinterfragt“, sagt die Künstlerin.

Ein weiteres Musik­stück stammt von ihrem Lehrer Serge Yushke­vitch, der in ihrer Heimat­stadt Kharkiv lebt und wirkt. Es ist ein Arrange­ment des ukrainischen Weihnachts­liedes, das unter dem Namen »Carol of the Bells« welt­berühmt geworden ist.

Das Album „White Letters“ wurde im Jahr 2023 vier­fach für den Opus Klassik Award nominiert.


Zum Duo-Programm mit Murat Coskun:

Die Pianistin Marina Baranova und der Perkussionist Murat Coşkun konzertieren seit Jahren vor begeistertem Publikum.

Ihr Programm „Firebird“ ist gespeist von einer ganz eigenen musikalischen Identität, die zwischen Klassik, Weltmusik, Jazz, Percussion und Filmmusik changiert.

Die Musik klingt federleicht, die Kompositionen versprühen Leidenschaft und Intimität und werden von Baranova und Coskun als perfekt aufeinander eingespieltes, harmonisches Duo vorgetragen. Die exzellente Spieltechnik mit schnellen, fliegenden Fingern kreiert eine virtuose Leichtigkeit. So entsteht eine Musik, die zwischen Himmel und Erde kreist: auf Flügeln getragen von perlenden Melodien und wieder geerdet vom pulsierenden Klang der Rahmentrommeln.

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Mittwoch, 06.12.2023, 19:00 Uhr
Buchladen Rote Straße, Nikolai­kirchhof 7, Göttingen

Antifaschistisches und feministisches Gedenken

mit der Initiative für einen Gedenk­ort ehe­maliges KZ Ucker­mark

Veranstaltet von femko

Das Jugend­konzentrations­lager für Mädchen und junge Frauen in der Ucker­mark wurde im Frühjahr 1942 errichtet. Bis 1945 waren etwa 1200 Mädchen und junge Frauen in diesem Lager inhaftiert. Die meisten von ihnen wurden verfolgt, weil die Deutschen/Nazis in ihnen eine Bedrohung für ihre sogenannte Volks­gemeinschaft sahen.

Im Januar 1945 wurde der größte Teil des Jugend­konzentrations­lagers zu einem Vernichtungs­ort für Inhaftierte aus dem Frauen-KZ Ravens­brück und anderen Konzentrations­lagern um­funktioniert. Bis April 1945 wurden dort etwa 5000 Frauen ermordet.



Die in der Uckermark Inhaftierten zählten lange zu den vergessenen Verfolgten des National­sozialismus und mussten lange um öffent­liche Anerkennung kämpfen.
Bis heute ist wenig über die Geschichte dieses Konzentrations­lagers und späteren Vernichtungs­ortes bekannt.

Seit 1997 beschäftigen sich feministische und anti­faschistische Gruppen zusammen mit Über­lebenden und ihren Angehörigen mit dem ehe­maligen KZ und bemühen sich einen würdigen Gedenk­ort zu gestalten.

Um diese Arbeit sowie die Geschichte des KZ und der Menschen, die dort inhaftiert waren, soll es bei dieser Veranstaltung gehen.

Wie können wir Gedenk­politik als anti­faschistisch in der Gegen­wart begreifen und machen?
Was hat insbesondere die soziale Verfolgung von Menschen im National­sozialismus mit heute zu tun und wie setzt sich die Diskriminierung fort?

VERSCHOBENDienstag, 12.12.2023, 19:00 Uhr
Holbornsches Haus, Rote Str. 34, Göttingen

Diese Veranstaltung muss wegen Erkrankung des Referenten auf Dienstag, 16.1.2024, 19:00 Uhr verschoben werden.

Die fotografische Inszenierung des Verbrechens

Das Auschwitz-Album

Veranstaltet vom Bildungs­werk ver.di, Region Göttingen

Auschwitz-Album werden zwei Foto­alben genannt, die Foto­grafien aus dem Konzentrations­lager Auschwitz-Birkenau vor seiner Befreiung am 27. Januar 1945 zeigen. Die Aufnahmen darin stammen von Ernst Hofmann oder Bernhard Walter, beide Mit­glieder der SS-Toten­kopf­verbände. Ein erstes Auschwitz-Album wurde 1945 von Lili Jacob am Ende ihrer Haft im Konzentrations­lager Dora-Mittelbau als Zufalls­fund entdeckt. Ein zweites Album fand 1946 ein anonym gebliebener ehemaliger Oberst der United States Army; das United States Holocaust Memorial Museum erwarb es 2006.



Dr. Stefan Hördler hat mit anderen in akribischer Forschungs­arbeit die Herkunft der abgebildeten Menschen, die Entstehung und den ideologischen Kontext des Albums analysiert und ordnet die Bilder in diese Zusammen­hänge ein.

Mittwoch, 13.12.2023, 19:00 Uhr
Holbornsches Haus, Rote Str. 34, Göttingen

Das Institut für Sexual­wissenschaft als Ziel der Bücher­verbrennung

Gespräch mit Dr. Rainer Herrn

Veranstaltet von OLAfA & Buch­laden Rote Straße

Am 10. Mai 1933 brannten in Berlin mehr als 20.000 Bücher. Auf der ‚Schwarzen Liste‘ standen vor allem jüdische Autor*innen, aber auch Bertold Brecht, Kurt Tucholsky, Erich Kästner oder Heinrich Mann. Wenig bekannt ist, dass als eine der ersten voll­ständigen Bibliotheken sämtliche Werke des Instituts für Sexual­wissenschaft geplündert und verbrannt wurden. Magnus Hirsch­felds 1919 gegründetes Berliner Institut war in der Weimarer Republik ein Zentrum der Sexual­reform­bewegung geworden, wo neben Forschung und medizinischer Beratung auch eine Bibliothek, ein Archiv und ein Museum betrieben wurden.



Die National­sozialistInnen störten sich schon früh an der liberalen Sexual­wissenschaft, an dem Institut und seinem jüdischen Leiter. In der Folge der Bücher­verbrennungen im Mai 1933 wurde das gesamte Institut für Sexual­wissenschaft von national­sozialistischen StudentInnen und SA-Leuten zerstört.

Donnerstag, 14.12. 2023, 19:00 Uhr
Ausstellung „Auf der Spur euro­päischer Zwangs­arbeit. Süd­nieder­sachsen 1939–1945“, BBS II, Godehard­str. 11, Göttingen

1933 Der Weg ins Dritte Reich

Dr. Ulrich Schneider, Kassel

Veranstaltet von der VVN-BdA — Kreis­vereinigung

Am 30. Januar 1933 ernannte Reichs­präsident Hinden­burg den NSDAP-Führer Adolf Hitler zum Reichs­kanzler. Damit wurde die politische Macht den National­sozialisten über­tragen. In der Buch­veröffent­lichung, „1933 Der Weg ins Dritte Reich“ legte der Historiker Dr. Schneider Analysen und Dokumente zur Errichtung der NS-Herr­schaft vor. Die Veröffent­lichung aus diesem Jahr im PapyRossa Verlag wird Dr. Ulrich Schneider im Rahmen der Veranstaltung vorstellen.

Samstag, 16.12.2023, 15:30 Uhr
KZ-Gedenk­stätte Moringen, Treff­punkt: Torhaus, Lange Str. 58, Moringen

Die Verfolgung von Frauen* im National­sozialismus: Das Frauen-KZ in Moringen

Führung

Anmeldung erforderlich unter info@gedenkstaette-moringen.de

Veranstaltet von der KZ-Gedenk­stätte Moringen

Am Anfang nur für Frauen* aus der Opposition und Region wurde das Frauen-KZ Moringen ab November 1933 inner­halb von drei Jahren zum ersten reichs­weiten Frauen-KZ, damit Vorläufer der Frauen- KZs Lichten­burg und Ravens­brück. Es wird der Fokus auf Biographien von verfolgten Frauen* gerichtet, die sich gegen die extremen Rollen­vorstellungen der National­sozialisten gewehrt und Kämpfe wie z.B. gegen den § 218 / für das Recht auf Abtreibung gekämpft haben — Kämpfe, die heute immer noch gekämpft werden müssen.