Holbornsches Haus, Rote Straße 34, Göttingen
Die Nazi-Unrechtsjustiz und die „Polenstrafsrechtsverordnung“
Veranstaltet vom Bildungswerk ver.di
Die 1941 eingeführte Verordnung stellte polnische Menschen außerhalb des Rechts. Sie konnten auch für kleinere Strafstaten zum Tode verurteilt werden. Beispielshaft werden zwei Fälle beschrieben. Der 16-jährige Walerjan Wrobel wurde 1942 wegen Brandsstiftung vom Sondersgericht Bremen angeklagt und nach einem abgelehnten Gnadensgesuch in Neuensgamme enthauptet.
Der als Deutscher geborene polnische Soldat Ceslaws Bukowski wurde nach einer tätlichen Auseinanderssetzung mit einem deutschen Landswirt vom Sondersgericht Hannover zum Tode verurteilt und 1943 in Wolfensbüttel hingerichtet.
In der abschließenden Diskussion geht es um die Ideologisierung des Rechts nach 1933 und um die Frage nach Handlungsoptionen von Juristen in der NS-Zeit.
Freie Altenarbeit Göttingen e.V., Am Goldgraben 14, Göttingen
Rechtspopulismus: Was macht die Attraktivität aus?
Veranstaltet von der Freien Altenarbeit Göttingen e.V.
Sogenannte rechtspopulistische Parteien und Gruppierungen haben nicht nur in Deutschland immer mehr Zulauf. Diese Entwicklung mit Protestwahlverhalten oder „Politikverdrossenheit“ erklären zu wollen, greift viel zu kurz. Warum sind rechtspopulistische Konzepte so populär, dass selbst bürgerliche Parteien sie teilweise übernehmen? Lutz Heinke stellt einen möglichen Erklärungsansatz vor, den er im Gespräch mit den Besucher*innen dieser Veranstaltung diskutieren möchte.
APEX, Burgstraße 46, Göttingen
Wolfsjahre
Szenische Lesung des dokumentarischen Theaterstücks von Dieter Schenk
Veranstaltet von der KZ-Gedenkstätte Moringen in Kooperation mit amnesty international — Stadtgruppe Göttingen
Wolfsjahre ist eine Produktion von stille hunde, gefördert vom Landschaftsverband Südniedersachsen e.V.
Heinrich Anton Wolf gehörte zu den Juristen im nationalsozialistischen Deutschland, denen auch in der jungen Bundesrepublik alle Türen offenstanden.
Als Mitglied der NSDAP und begeisterter Anhänger der völkischen Idee war der junge Jurist verantwortlich für eine Rechtsprechung, in der Staatsraison und ideologische Ausrichtung Vorrang eingeräumt wurde vor Gerechtigkeit und Achtung der Menschenwürde.
Durch Falschaussagen und Gefälligkeitsgutachten entlastet, konnte er nach Kriegsende jedoch seinen beruflichen Werdegang fortsetzen und hohe juristische Ämter ausüben. Die vom hessischen Generalstaatsanwalt Fritz Bauer angekündigte Überprüfung aller leitenden Beamten bewegte ihn zum Ausscheiden aus dem Staatsdienst und zur Annahme eines Mandats im Hessischen Landtag. Danach war er noch für vier Jahre als Landrat des Landkreises Limburg-Weilburg tätig. Sechsundsiebzigjährig starb er 1984 als öffentlich geehrter Mann.
Erst fünfundzwanzig Jahre nach seinem Tod wurden seine Verfehlungen in der NS-Zeit publik gemacht und die offiziellen Würdigungen seiner Arbeit skandalisiert. Heute steht der Name Heinz Wolf für Opportunismus, persönliche Skrupellosigkeit, das Wirken von Seilschaften, die Ignoranz von bundesdeutschen Behörden und einen zynischen politischen Pragmatismus in der westdeutschen Nachkriegszeit.
Der Kriminalist, Autor und Publizist Dieter Schenk hat sich der Biografie Heinz Wolfs angenommen und in seinem dokumentarischen Theaterstück ein detailliertes Bild von Person und Zeitgeschichte gezeichnet. Stefan Dehler, Christoph Huber und Kathrin Müller-Grüß stellen den ursprünglich monologischen Text nun in einer mehrstimmigen Leseperformance vor.
Reformierte Kirche, Untere Karspüle 11, Göttingen
Die Hallel-Psalmen von Jean Goldenbaum
Aufgeführt von Shira Cohen, Sopran, Tal Koch, Tenor, Guy Woodcock, Gitarre
Veranstaltet von der Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit Göttingen e.V.
Die Hallel-Psalmen (Ps. 113-118) sind ein wichtiger Bestandteil der jüdischen Liturgie und in den meisten Feierlichkeiten präsent. Der Komponist und Musikwissenschaftler Dr. Jean Goldenbaum vertonte sie und brachte diese alten Gedichte auf Hebräisch in zeitgenössische Musik und seine persönliche Ästhetik ein. Die Interpreten sind drei erstklassige israelische Musiker*innen und das Publikum kommt in den Genuss, Hebräisch gesungen von Muttersprachler*innen zu hören.
Das Werk wurde in mehreren Städten Deutschlands aufgeführt und wird vom Fachpublikum und Laienpublikum stets hochgeschätzt.
Junges Theater, Bürgerstr. 15, Göttingen
Wie wurden meine Großeltern Nationalsozialisten? Die Brüder Himmler — eine deutsche Familiengeschichte
Veranstaltet vom Bildungswerk ver.di in Kooperation mit dem Jungen Theater Göttingen
Warum waren der Nationalsozialismus und seine „Herrenmenschen“-Ideologie für so viele Deutsche so attraktiv? Diese Frage erläutert Katrin Himmler, Politikwissenschaftlerin und Großnichte von Heinrich Himmler, anhand der Forschungsergebnisse zu ihrer Familiengeschichte, die sie in ihrem Buch „Die Brüder Himmler“ veröffentlicht hat.
Sie berichtet auch darüber, wie die Himmler-Familie wie auch andere nach 1945 mit der (Mit-)Verantwortung an den NS-Verbrechen umgingen und wie sich das Schweigen familiär und gesellschaftlich bis heute auswirkt.
Stadthalle Moringen, Gartenstraße 1, Moringen
„Wir hatten noch gar nicht angefangen zu leben“
Eine Ausstellung zu den Jugend-Konzentrationslagern Moringen und Uckermark
Die Öffnungszeiten und das Programm zur Ausstellung entnehmen Sie bitte gesondert auf der Website der KZ-Gedenkstätte Moringen: www.gedenkstaette-moringen.de
Veranstaltet von der KZ-Gedenkstätte Moringen
Ab 1940 betrieb die Kriminalpolizei im nationalsozialistischen Deutschland mindestens zwei Konzentrationslager für Jungen* und Mädchen*. Die Jugendlichen wurden von verschiedenen Behörden als „asozial“ stigmatisiert und kriminalisiert. In der Haft erlebten sie brutale Gewalt, pseudo-wissenschaftliche Untersuchungen und Ausbeutung in der Kriegswirtschaft. Hunderte überlebten die Haft nicht. In fünf Abschnitten untergliedert, vollzieht die Wanderausstellung das Erleben der Verfolgung durch die ehemals jugendlichen Häftlinge nach.
Online, Link nach Anmeldung
Wie recherchiert man die Beteiligung von Familienmitgliedern am Nationalsozialismus?
Online-Veranstaltung, der Link wird nach Anmeldung unter mail@ns-familien-geschichte.de zugesandt.
Veranstaltet von NS-Familien-Geschichte e.V.
Diese Online-Veranstaltung will Menschen anregen, sich mit der NS-Vergangenheit der eigenen Familie auseinander zu setzen und Hilfestellung dabei geben. Kolportierte Anekdoten über den "Onkel bei der Wehrmacht" und Sätze wie "Oma war immer gegen Hitler" kennen wir alle. Aber immer mehr Menschen möchten den tradierten Anekdoten und Legenden auf den Grund gehen und herausfinden, ob und wie sich Familienmitglieder konkret am Nationalsozialismus beteiligt haben. Unser Verein bekommt zunehmend Anfragen, wie zielführend recherchiert werden kann. Hierfür soll diese Veranstaltung einen umfassenden und systematischen Einstieg bieten.
Die Zeit für solche Recherchen ist günstig, denn heute lassen sich Werdegänge verwandter Personen im Nationalsozialismus oft detailliert nachvollziehen und belegen. Eine wichtige Quelle sind Archive: Dokumente aus der NS-Zeit sind heute meist gut zugänglich. In den vergangenen zwei Jahrzehnten entstanden viele Gedenkstätten und Museen im In- und Ausland zur Dokumentation von NS-Verbrechen, deren Opfer und von Widerstand. Lokalhistoriker*innen vor Ort haben viele Informationen zusammengetragen. Eine weitere wichtige Quelle sind Zeitzeug*innen im Ausland. Noch hat man Gelegenheit, sie zu fragen. Auch das Internet ist zur Fundgrube für historische Informationen geworden.
Holbornsches Haus, Rote Straße 34, Göttingen
Antisemitismus reloaded. Die Linke, der Staat und der 7. Oktober
Lesung von Dietrich Schulze-Marmeling, im Anschluss Gespräch mit dem Autor
Veranstaltet von der Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit Göttingen e.V. und Supporters Crew 05 e.V. Göttingen
Das Massaker vom 7. Oktober 2023 fand auch in Deutschland seinen Widerhall in heftigen Diskussionen um Antisemitismus und Islamismus. Im Zuge der israelischen Militäraktion formierte sich immer lautstärker eine Bewegung, die Israel als "Kolonialmacht" anprangerte und die Ziele der Hamas unterstützte. Jüdinnen und Juden in Deutschland dagegen sahen sich verstärkt antisemitischen Anfeindungen und Angriffen ausgesetzt. Dieses Missverhältnis in den öffentlichen Reaktionen hat Dietrich Schulze-Marmeling dazu veranlasst, in seinem neuesten Buch die Koordinaten in der Diskussion zu überprüfen.
Altes Rathaus Göttingen, Markt 9, Göttingen
Stolpersteine in Göttingen — die Ausweitung des Opferbegriffs
Mit Rainer Driever, Historiker, Göttingen
Veranstaltet von der Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit Göttingen e.V. und dem Geschichtsverein Göttingen
In Göttingen werden seit 2015 Stolpersteine für die jüdischen Mitbürger*innen verlegt, die Opfer der nationalsozialistischen Diktatur wurden. In vielen anderen deutschen Städten werden hingegen alle anderen Opfergruppen mit einbezogen. Die Ausweitung des Opferbegriffes wurde Anfang des Jahres von der AG Stolpersteine diskutiert und beschlossen. Um welche weiteren Opfergruppen könnte es sich dabei handeln? Welche Kriterien spielen bei der Wahl der Personen eine Rolle? Was macht den Status eines „Opfers“ aus? Sind Ausschlussgründe erkennbar? Gibt es Gründe für eine Priorisierung bestimmter Gruppen? Über diese und andere Fragen zur Zukunft dieser Form des Gedenkens in Göttingen wird es an diesem Abend gehen.
Buchladen Rote Straße, Nikolaikirchhof 7, Göttingen
Menschen ohne Geschichte sind Staub. Queeres Verlangen im Holocaust
Buchvorstellung und Gespräch
Veranstaltet von OLAfA und Buchladen Rote Straße
Wo sind die Geschichten der großen queeren Liebe in der Shoah? Es gibt so gut wie keine. Anna Hájková erklärt, weshalb die Geschichte der gleichgeschlechtlichen Liebe in der Shoah später ausgeklammert und marginalisiert worden ist und wie ihre Rückkehr in das kollektive Gedächtnis eine inklusive und feministische Geschichte dieses Genozids anbieten kann. Die erweiterte Auflage des Klassikers „Menschen ohne Geschichte sind Staub“ basiert auf originärer und umfangreicher Archivforschung und bietet einen prägnanten Einblick in die queere Geschichte des Holocaust für Anfänger:innen und Fortgeschrittene.
Junges Theater Göttingen, Bürgerstraße 15, Göttingen
Child Survivors
Theater & Diskussion
Veranstaltet von der Theaterwerkstatt Göttingen, dem Roma Center, der Jüdischen Gemeinde Göttingen und der Jüdischen Kultusgemeinde für Göttingen und Südniedersachsen
Child Survivors ist ein Dokumentar-Theaterstück über Kinder, die das KZ Bergen-Belsen überlebt haben. Ihre Erfahrungen werden dem Publikum in zehn "Erinnerungsinseln" unter Verwendung von Originalzitaten nahegebracht. Nach der Vorstellung am 26.01. werden mit Gästen aus den Communities der Roma und Sinti sowie der Jüdischen Gemeinden die Themen des Stücks vertieft und die Aufarbeitung der Shoah und des Samudaripen kritisch beleuchtet. Dazu gehört auch der Umgang mit den Opfern und ihren Nachkommen und die Frage, wie wir heute Erinnerung sinnvoll gestalten können. Nach der Vorstellung für Schulklassen am 27.01. findet ein moderiertes Nachgespräch mit dem Ensemble statt.
Raum der Erinnerung, ehemalige Synagoge Dransfeld, Gerlandstraße 7, Dransfeld
Jüdisches Leben in Stralsund — auf der Suche nach einer Familie, die vor dem Naziterror die Flucht ergreifen musste
Theater & Diskussion
Veranstaltet vom Dransfelder Bürgerforum 9. November in Kooperation mit dem Dransfelder Kulturzentrum Drakula
In einem Vortrag mit Film berichtet uns Frau Friederike Fechner aus Stralsund, wie sie die Nachkommen einer jüdischen Familie, die nichts voneinander wussten, wieder zusammengeführt hat. Daraus entstand eine Initiative zur Erinnerung an jüdisches Leben vor Ort und lässt diesen Zeitabschnitt wieder lebendig werden, erzählt sie uns doch von den verschiedenen Begegnungen mit den Nachfahren dieser Familie.
Neuer OrtMontag, 27.01.2025, 19:00 Uhr
Literaturhaus, Nikolaistraße 22, Göttingen
Der Unbeugsame — Ein Leben zwischen Verfolgung und „Wiedergutmachung“
Lesung und Gespräch mit Elfriede Brumsack
Veranstaltet vom Bündnis zum Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus
Es wird sowohl einen Livestream als auch eine Aufzeichnung der Veranstaltung geben.
„Der Unbeugsame“ ist eine jüdische Geschichte von Widerstand und Resilienz, vom Mitmachen und Wegschauen der anderen. Und sie ist vor dem Hintergrund des wiedererstarkenden Antisemitismus von bedrückender Aktualität.
Dem 24-jährigen Julius Brumsack gelingt 1939 unter abenteuerlichen Umständen die Flucht nach England. Er meldet sich zur englischen Armee und kämpft ab Frühjahr 1940 gegen die Deutschen. Nach dem Krieg kehrt er als britischer Besatzungssoldat nach Nordwestdeutschland zurück und versucht in seinem Heimatort herauszufinden, was seiner Familie widerfahren ist. Er beginnt eine jahrzehntelange, kräftezehrende Suche nach Wahrheit und Gerechtigkeit; er trifft auf Widerstände quer durch die Bevölkerung und bei sämtlichen Behörden, aber er stößt auch an seine eigenen Grenzen.
Seine Schwiegertochter Elfriede Brumsack legt einen sehr persönlichen und bewegenden Bericht über ein außergewöhnliches Leben vor. Ausgewählte private Briefe, Tagebücher, Aufzeichnungen sowie eine Vielzahl von Dokumenten über Prozesse zur Rückerstattung und Entschädigung, Korrespondenzen mit Tätern, Zeugen und Institutionen bilden das Fundament der Geschichte.
Treffpunkt vor der Aula am Wilhelmsplatz, Wilhelmsplatz 1, Göttingen
Geschichte Göttingens im Nationalsozialismus
Ein Stadtteilrundgang mit Jörg Janßen, Geschichtswerkstatt Göttingen
Veranstaltet von der Geschichtswerkstatt Göttingen
Mit diesem Stadtrundgang möchten wir einen Einblick in den Alltag der Göttinger Bevölkerung zur Zeit des Nationalsozialismus vermitteln. Anhand von ausgewählten Themen richten wir den Blick nicht nur auf die Opfer von Entrechtung, Verfolgung und Deportation, sondern auch auf die Täter*innen vor Ort. Stationen des Rundgangs werden u.a. die Göttinger Universität im Nationalsozialismus, die Situation an den Schulen, die Bedeutung der NS-Zwangsarbeit und die Verfolgung der jüdischen Bevölkerung sein.