Sonntag, 01.12.2024
M. Postone: Antisemitismus und Nationalsozialismus
Lektüreseminar mit Moritz Zeiler
Veranstaltet von OLAfA und f_act
Weitere Informationen unter fact.noblogs.org und Anmeldung unter feministische.aktion@riseup.net
In diesem Wochenendseminar werden wir gemeinsam mit Moritz Zeiler Postones Aufsatz Antisemitismus und Nationalsozialismus lesen und diskutieren. Postone bietet eine zusammenhängende Interpretation von Antisemitismus, Antikapitalismus und Nationalsozialismus, die die weit verbreitete Interpretation der NS-Herrschaft als simplen Ausdruck von Klassenherrschaft kritisiert. Stattdessen wird die zentrale Rolle des vernichtenden Antisemitismus betont, der nicht als Variante des Rassismus, sondern als Ausdruck eines reaktionären Antikapitalismus verstanden wird. Er liefert wichtige Anregungen für eine kritische Analyse von Nationalsozialismus, Antisemitismus und auch von antiemanzipatorischen Formen des Antikapitalismus inklusive eines Antisemitismus von links historisch und aktuell.
Ausstellung „Auf der Spur europäischer Zwangsarbeit. Südniedersachsen 1939–1945“, BBS II, Godehardstr. 11, Göttingen
Blick hinter die Kulissen: Die Ausstellung und ihre Entstehung
Mit Lisa Grow und Günther Siedbürger, Ausstellungskurator*innen, Göttingen
Veranstaltet von der Ausstellung „Auf der Spur europäischer Zwangsarbeit in Südniedersachsen 1939–1945“ und Geschichtswerkstatt Göttingen e.V.
Eine Besonderheit der Ausstellung ist ihre europäische Perspektive: Sie wurde in einer internationalen Projektgruppe erarbeitet und spiegelt so verschiedene europäische Sichtweisen auf die NS-Zwangsarbeit wider. In einer Führung berichten wir über diesen kooperativen Entstehungsprozess, Begegnungen mit Betroffenen, internationale Resonanz, regionale Schwierigkeiten und sowie die Weiterentwicklung des aktiven Lernortes zur NS-Geschichte.
Günter Grass Archiv, Düstere Straße 6, Göttingen
Christoph Heubner. Auschwitz Erzählungen
Lesung und Gespräch
Mit Andrea Strube (Deutsches Theater Göttingen) und Dr. Dietmar Sedlaczek (ehemaliger Leiter der KZ-Gedenkstätte Moringen)
Veranstaltet von der KZ-Gedenkstätte Moringen und dem Steidl Verlag Göttingen
Anders als zunächst angekündigt, kann Christoph Heubner leider selbst nicht anwesend sein, da er mit Blick auf den 80. Jahrestag der Befreiung des KZ-Auschwitz den Fotografen Juergen Teller für ein Fotobuchprojekt in der Gedenkstätte Auschwitz begleiten wird.
Durch seine Arbeit für das Internationale Auschwitz Komitee hat Christoph Heubner zahlreiche Begegnungen mit Überlebenden der Shoa gehabt. Ihre Berichte und Erinnerungen dienten Heubner als Vorlage für seine drei Erzählbände, aus denen Andrea Strube (Deutsches Theater Göttingen) bei diesem Abend im Günter Grass Archiv liest.
Im Gespräch mit Dr. Dietmar Sedlaczek — ehemaliger Leiter der KZ-Gedenkstätte Moringen — werden die Texte von Christoph Heubner in einen historischen Rahmen gestellt und in ihrer Bedeutung für eine sich wandelnde Erinnerungskultur betrachtet. Dabei geht es um die Grenzen des Sagbaren, das Leben nach dem Überleben, aber auch um die Verantwortung der Nachgeborenen und schließlich um das Erzählen am Ende von Zeitzeugenschaft in Präsenz der Überlebenden.
Freie Altenarbeit Göttingen e.V., Am Goldgraben 14, Göttingen
Karrieren von Juristen vor und nach 1945
Vortrag mit Arnulf Heinemann, Dozent bei der Universität des Dritten Lebensalters Göttingen
Veranstaltet von der Freien Altenarbeit Göttingen e.V.
Sie sprachen Recht im „Namen des Deutschen Volkes“ und waren für viele unmenschliche Urteile verantwortlich: Dr. Wilhelm Hirte war Ankläger beim Sondergericht Braunschweig und beantragte mehr als 50 Todesurteile. Dr. Walter Lerche war Vorsitzender am Sondergericht in Braunschweig und an mehr als 60 Todesurteilen beteiligt.
Während Dr. Hirte im Jahr 1952 als Amtsgerichtsrat wieder eingestellt wurde, war Dr. Lerche für die niedersächsische Justiz untragbar geworden. Er arbeitete ab 1946 in der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche und wurde 1951 Oberlandeskirchenrat. U.a. an den Beispielen von Hirte und Lerche soll das Problem der gescheiterten Entnazifizierung vorgestellt und mit den Teilnehmer*innen diskutiert werden.
KZ-Gedenkstätte Moringen, Treffpunkt: Torhaus, Lange Str. 58, Moringen
Führung zu jüdischem Leben in Moringen
Führung
Anmeldung erforderlich unter info@gedenkstaette-moringen.de
Veranstaltet von der KZ-Gedenkstätte Moringen
Auch wenn es heute in Moringen keine jüdische Gemeinde mehr gibt, so erzählen dennoch einige Gebäude viel vom leider vergangenen jüdischen Leben dieser Stadt. Der historische Rundgang beginnt bei der 1971 abgerissenen Moringer Schule, die bis 1921 über eine einklassige Jüdische Volksschule verfügte und führt über weitere Stationen entlang von Wohn- und Geschäftshäusern ehemaliger jüdischer Bürger zur 1838 errichteten Synagoge. Den Abschluss des Rundgangs bildet der jüdische Friedhof am Hagenberg, auf dem zwischen 1756 und 1934 Beerdigungen der jüdischen Bürger*innen stattfanden.
Der Rundgang wird etwa zwei Stunden dauern. Die Herren werden gebeten für den Besuch des jüdischen Friedhofs eine Kopfbedeckung mitzunehmen.
Holbornsches Haus, Rote Straße 34, Göttingen
Die Heldin von Auschwitz. Leben und Widerstand der Mala Zimetbaum
Lesung von Barbara Beuys
Veranstaltet von der Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit Göttingen e.V.
Mala Zimetbaum wird 1918 in Brzesko, östlich von Krakau, in eine jüdisch-polnische Familie geboren. Ab 1928 lebt sie mit ihrer Familie in der belgischen Stadt Antwerpen. Am 22. Juli 1942 wird sie beim Versuch, ein sicheres Versteck für sich und ihre Familie zu organisieren, bei einer Razzia verhaftet und innerhalb weniger Wochen in das Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau deportiert. Als Läuferin und Übersetzerin eingeteilt kann sie Informationen unter den Gefangenen austauschen und heimlich Nahrung und Medikamente für bedürftige Lagerinsassinnen beschaffen. Am 24. Juni 1944 gelingt Mala Zimetbaum gemeinsam mit dem polnischen Häftling Edek Galiński eine tollkühne Flucht aus Auschwitz. Doch sie werden gefasst und am 15. September ermordet.
Holbornsches Haus, Rote Straße 34, Göttingen
Die „Aktion Reinhardt“
Veranstaltet vom Bildungswerk ver.di
Ergänzende Links:
Bildungswerk Stanisław Hantz e.V.
Museum und Gedenkstätte Bełżec
Museum und Gedenkstätte Sobibór
Museum und Gedenkstätte Treblinka
Unter dem Tarnnamen „Aktion Reinhardt“ wurden zwischen Frühjahr 1942 und Herbst 1943 etwa 1,8 Millionen Jüdinnen und Juden aus den Ghettos im besetzten Polen, aber auch aus anderen europäischen Ländern, in Lager im Osten Polens deportiert, die einzig zum Zweck des Massenmords konstruiert wurden: Belzec, Sobibor, Treblinka.
Der Referent Steffen Hänschen vom Bildungswerk Stanislaw Hantz thematisiert die Geschichte und Bedeutung der „Aktion Reinhardt“. Wer waren die Täter*innen, wer waren die Opfer und wer waren die Mitwisser*innen? Der Vortrag bietet Einblicke in unterschiedliche Aspekte des Holocaust in Ostpolen. Thema ist auch der Umgang mit dem jüdischen Erbe seit 1945.