Ausstellung „Auf der Spur europäischer Zwangsarbeit. Südniedersachsen 1939–1945“, BBS II, Godehardstr. 11, Göttingen
Wie Sklaven behandelt. Italienische Gefangene in Südniedersachsen
Eine Ausstellungsführung mit Sarah Könecke und Jakob Fesca
Veranstaltet von der Ausstellung „Auf der Spur europäischer Zwangsarbeit in Südniedersachsen 1939–1945“ und Geschichtswerkstatt Göttingen e.V.
Der Eintritt zur Ausstellung und zur Führung ist frei, um eine Spende wird gebeten
Nach dem Sturz Mussolinis 1943 machte die deutsche Wehrmacht die italienischen Truppen handlungsunfähig. Ein Großteil der gefangenen Soldaten weigerte sich, an der Seite der Nationalsozialisten zu kämpfen. 700.000 Kriegsgefangene wurden als „Italienische Militärinternierte“ deklariert und hunderttausend Zivilisten gerieten durch Razzien in Gefangenschaft. Der allergrößte Teil wurde nach Deutschland zur Zwangsarbeit deportiert.
Emmy-Noether-Saal, Alte Mensa, Wilhelmsplatz 3, Göttingen
Wie Jesus zum „Arier“ wurde — Das Eisenacher „Entjudungsinstitut“ und der Antisemitismus Walter Grundmanns
Ein Vortrag von Dr. Torsten Lattki
Veranstaltet von der Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit Göttingen e.V. in Kooperation mit dem Lehrstuhl Prof. Kratz, Fakultät Ev. Theologie
Walter Grundmann (1906 – 1976) war der wissenschaftliche Leiter und die prägende Figur des von 1939 bis 1945 bestehenden Eisenacher „Entjudungsinstituts“. Er und die über 200 Mitarbeiter waren zutiefst von Hitler und dem Nationalsozialismus überzeugt und verfolgten das Ziel, ein „artgerechtes Christentum“ für Deutsche zu schaffen. Indem sie Jesus als „Arier“ konstruierten sowie Bibel, Gesangbuch und Katechismus umschrieben und neu ordneten, „entjudeten“ sie christliche Theologie und Kirchenpraxis.
Dr. Torsten Lattki erläutert in seinem Vortrag, wie das Institut entstand und wie und mit welchen Folgen dort gearbeitet wurde. Zudem zeigt er, wie der Neutestamentler Walter Grundmann einen nichtjüdischen Jesus im Kampf gegen das Judentum konstruierte und ein Christentum in nationalsozialistischen Kategorien erschaffen wollte.
Schon bald nach 1945 bekleidete Grundmann wieder diverse Stellen in Kirche und Theologie und avancierte zu einem der erfolgreichsten Theologen der DDR. Er sah das Judentum weiterhin als verworfene Religion ohne Existenzberechtigung und hielt an seinen menschenverachtenden Ansichten fest. Mit seinen Kommentaren zum Neuen Testament, die noch heute in vielen Bibliotheken stehen, prägte er zahlreiche Theolog:innen und Pfarrer:innen.
Dr. Torsten Lattki hat den „Ernst-Ludwig-Ehrlich-Masterstudiengang: Geschichte, Theorie und Praxis der Jüdisch-Christlichen Beziehungen“ an der Freien Universität Berlin absolviert und war von 2015 bis 2020 Wissenschaftlicher Mitarbeiter für Projektkoordination und Öffentlichkeitsarbeit im Jüdischen Museum Augsburg Schwaben. Seit 2021 ist er Studienleiter für interreligiösen Dialog und gegen Antisemitismus beim Deutschen Koordinierungsrat der Gesellschaften für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit.
Mit Walter Grundmann und dem „Entjudungsinstitut“ beschäftigt er sich seit dem Studium und hat dazu publiziert und vielfach referiert. 2015 erschien seine Dissertation über Leben und Werk des Religionsphilosophen und Rabbiners Benzion Kellermann (1869 – 1923).
KZ-Gedenkkstätte Moringen, Treffpunkt: Torhaus, Lange Str. 58, Moringen
Führung zu den Moringer Konzentrationslagern
Anmeldung erforderlich unter info@gedenkstaette-moringen.de
Veranstaltet von der KZ-Gedenkstätte Moringen
Anfang April 1933 wurde in Moringen eines der ersten KZ des NS-Staates errichtet. Dort wurden vor allem politische Gegner aus dem Raum Hannover — Göttingen inhaftiert. Von Oktober 1933 bis März 1938 war Moringen das zentrale Frauen-KZ Preußens. Inhaftiert waren Frauen aus dem politischen Widerstand, aber auch Zeuginnen Jehovas. Von 1940–1945 bestand in Moringen ein Jugend-KZ. Rassistisch, religiös oder politisch verfolgte männliche Jugendliche waren hier SS-Terror, Zwangsarbeit, Hunger und drakonischen „Erziehungsmethoden“ ausgesetzt.
am Jüdischen Friedhof Rosdorf
Gerne weisen wir auf diese Veranstaltung in Rosdorf hin.
Gedenkstunde zum 9. November
Veranstaltet von der Ev. Kirchengemeinde Rosdorf und dem Ortsrat Rosdorf, Gerhard Diehl (Gemeindeheimatpfleger), Burkhard Menking, Bernd Schütze, Antje Klinker-Petersen, Wayne Mitchell
Der 9. November ist ein besonderes Datum der deutschen Geschichte. Wir laden alle Rosdorferinnen und Rosdorfer ein, sich aus diesem Anlass mit uns am jüdischen Friedhof zu treffen. Angesichts der aktuellen Geschehnisse möchten wir uns nicht nur einer langen gemeinsamen Geschichte erinnern, sondern auch zusammen um die Opfer des Krieges im Nahen Osten trauern.
Vor und in der ehemaligen Synagoge von Dransfeld, Gerlandstraße 7
Gedenkstunde zur Pogromnacht am 9. November
Veranstaltet vom Dransfelder Bürgerforum 9. November
Jedes Jahr gedenken wir der Dransfelder Bürgerinnen und Bürger jüdischen Glaubens, die während der Naziherrschaft verfolgt, vertrieben und ermordet wurden.
Auch in diesem Jahr erinnern wir im Rückblick auf die Pogromnacht im November 1938 namentlich an die jüdischen Menschen, die Dransfeld damals verlassen mussten, sei es auf dem Weg in die Konzentrationslager oder ins Exil.
Jüdische Feiertage im Blickpunkt:
Während uns der jetzige Nahostkonflikt zu einer neuen Herausforderung mit heutigem jüdischen Leben veranlasst, so wollen wir uns mit einem Film, den eine Schülergruppe der IGS Göttingen-Geismar in Zusammenarbeit mit der Liberalen Jüdischen Gemeinde in Göttingen gedreht hat, vergegenwärtigen, was dieses jüdische Leben heute so ausmacht.
Wir laden zugleich dazu ein, sich nach der Gedenkstunde entlang der verlegten Stolpersteine an die Menschen jüdischen Glaubens im Ort zu erinnern, die seinerzeit das Leben in Dransfeld aktiv mitgestaltet haben.
Die Gedenkstunde in und vor der ehemaligen Synagoge wird dieses Jahr wieder musikalisch gestaltet und begleitet vom Klarinetten Ensemble MERULEA.
Entenmarkt, Northeim
Gedenkstunde am Mahnmal für die jüdischen Bürgerinnen und Bürger Northeims
Eine Veranstaltung des Ökumenischen Arbeitskreises Northeim in Zusammenarbeit mit der KZ-Gedenkstätte Moringen
Platz der Synagoge, Ecke Obere/Untere Maschstraße, Göttingen
Gedenkstunde am Mahnmal der Synagoge
Veranstaltet von der Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit Göttingen e.V. und der Stadt Göttingen
Seit 1973 findet in Göttingen jedes Jahr eine Gedenkstunde statt zur Erinnerung an die Reichspogromnacht vom 9./10.11.1938. Die diesjährige Veranstaltung wird gestaltet von einer Lerngruppe des Max-Planck-Gymnasiums unter der Leitung von Frauke Bury. Die Schüler:innen zeigen exemplarisch am vielfältigen Schicksal der Familie Meininger von Flucht, Deportation und Suizid, was das Leben im nationalsozialistischen Göttingen für die jüdische Bevölkerung bedeutete.
Die musikalische Gestaltung wird ebenfalls von Schüler:innen des Max-Planck-Gymnasiums übernommen.
Jüdisches Lehrhaus, Rote Str. 28, Göttingen
Der jüdische Kulturbund
Mit François Liljenfeld
Veranstaltet vom Jüdischen Lehrhaus
Vortrag über den Jüdischen Kulturbund, eine 1935 von jüdischen Initiatoren gegründete Selbsthilfeorganisation zur Unterstützung vom Berufsverbot betroffener jüdischer Künstlerinnen und Künstler.
Freie Altenarbeit Göttingen e.V., Am Goldgraben 14, Göttingen
Orte mit Geschichte — Geschichten zu Orten
Lesung
schreiben — bloggen — erinnern
Veranstaltet von der Freien Altenarbeit Göttingen e.V.
Das Projekt ist Teil der „Partnerschaft für Demokratie im Landkreis Göttingen“. Es wird gefördert durch das Bundesministerium für Familien, Senioren, Frauen und Jugend im Rahmen des Bundesprogramms „Demokratie leben!“.
Beim Besuch von Gedenkstätten der Opfer des Nationalsozialismus und aktueller faschistischer Anfeindungen haben die Teilnehmenden des Projektes „Orte mit Geschichte“ ihre Eindrücke und individuellen Empfindungen zur Umgebung und Historie der Erinnerungsorte aufgeschrieben. Ihre Texte möchten neue Blickwinkel eröffnen und das Erinnern anregen. Sie sind im Weblog www.ortemitgeschichte.de nachzulesen und werden heute öffentlich vorgetragen.
Reformierte Kirche, Untere Karspüle 11, Göttingen
Orgelmusik jüdischer Komponisten
Orgel: Kirchenmusikdirektor Dr. Friedhelm Flamme, Moderation: Dr. Jean Goldenbaum
Eintritt frei, Spenden willkommen
Veranstaltet von der Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit Göttingen e.V. in Zusammenarbeit mit der Evangelischen Erwachsenenbildung Niedersachsen
Gefördert im Rahmen der Aktionswochen gegen Antisemitismus
Bei diesem Konzert wird das Publikum in den Genuss eines ganz besonderen Programms kommen: jüdische Orgelmusik. Es handelt sich um eine Partnerschaft zwischen dem Komponisten und Musikwissenschaftler Dr. Jean Goldenbaum und KMD Dr. Friedhelm Flamme. Goldenbaum hat das Programm gestaltet, das Werke vom 19. Jahrhundert bis zur Gegenwart umfasst, darunter zwei seiner eigenen Kompositionen. Zwischen Flammes Aufführungen kommentiert und erklärt Goldenbaum die Stücke und kontextualisiert sie sowohl in der jüdischen Welt als auch in der Gesellschaft im Allgemeinen.
Reformierte Kirche, Untere Karspüle 11, Göttingen
Dr. Lothar Kreyssig — ein Amtsrichter im Widerstand
Ein Vortrag von Arnulf Heinemann
Veranstaltet von der Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit Göttingen e.V.
Der Brandenburger Amtsrichter Dr. Lothar Kreyssig war einer der wenigen Juristen, die sich nach 1933 nicht willfährig angepasst haben. Er verweigerte 1933 den "Hitler-Gruß" und den Eintritt in die NSDAP. Im Jahr 1939 verhinderte er mit anderen Christ*innen den Gottesdienst eines Pfarrers der „Deutschen Christen“. 1940 verfasste er einen Brief an den damaligen Justizminister Dr. Gürtner. Darin protestierte er gegen die nach wie vor beschönigend als „Euthanasie“ bezeichnete staatlich organisierte Ermordung von Patient*innen aus psychischen Krankenhäusern, Heil- und Pflegeanstalten. Er wurde daraufhin aus dem Justizdienst entlassen. Der Vortrag stützt sich unter Anderem auf die umfangreiche Personalakte des Juristen. Abschließend wird Kreyssigs Arbeit nach 1945 beleuchtet.
Junges Theater, Bürgerstr. 15, Göttingen
Die Sprache des „Dritten Reiches“ und die Sprache der Rechten heute
Eintritt frei. Reservierung nicht möglich. Einlass ca. 45 Minuten vor Beginn
Veranstaltet vom Bildungswerk ver.di in Kooperation mit dem Jungen Theater Göttingen
Diese Veranstaltung wurde vom Stadtradio Göttingen aufgezeichnet. Wir bedanken uns für die Zurverfügungstellung der Audiodokumentation:
In „LTI — Notizbuch eines Philologen“ analysierte Victor Klemperer 1947 die Sprache des „Dritten Reiches“. An seinen Alltagserfahrungen zeigte er, wie Begriffe neu besetzt wurden und wie Menschen durch die stereotype Wiederholung der Begriffe manipuliert wurden.
Auch heute verschieben Rechte die Grenze des Sagbaren.
Heinrich Detering, Literaturprofessor in Göttingen, beschreibt Parallelen zwischen Klemperers Analysen und der Sprache der Rechten heute.
Treffpunkt Schranke Goßlerstraße / Ecke Käte-Hamburger-Weg, Göttingen
Medizin in Göttingen im Nationalsozialismus — Rolle der Hebammen
Ein Stadtteilrundgang mit Cornelia Krapp, Geschichtswerkstatt Göttingen
Veranstaltet von der Ausstellung „Auf der Spur europäischer Zwangsarbeit in Südniedersachsen 1939–1945“ und der Geschichtswerkstatt Göttingen
Der Rundgang über das Gelände des alten Universitätsklinikums zwischen Goßlerstraße und Humboldtallee gibt eine Einführung in die Göttinger Klinikumsgeschichte und die Entwicklung der Medizinischen Fakultät in der NS-Zeit. Schwerpunktthemen sind Zwangssterilisationen in der Frauenklinik, die Rolle von Hebammen in der NS-Zeit sowie Zwangsarbeiter*innen als Patient*innen und Personal im Klinikum.
KZ-Gedenkstätte Moringen, Treffpunkt: Torhaus, Lange Str. 58, Moringen
Die Verfolgung von Frauen* im Nationalsozialismus: Das Frauen-KZ in Moringen
Führung
Anmeldung erforderlich unter info@gedenkstaette-moringen.de
Veranstaltet von der KZ-Gedenkstätte Moringen
Am Anfang nur für Frauen* aus der Opposition und Region wurde das Frauen-KZ Moringen ab November 1933 innerhalb von drei Jahren zum ersten reichskweiten Frauen-KZ, damit Vorläufer der Frauen-KZs Lichteknburg und Ravenskbrück. Es wird der Fokus auf Biokgraphien von verfolgten Frauen* gerichtet, die sich gegen die extremen Rollenkvorkstellungen der Nationalksozialisten gewehrt und Kämpfe wie z.B. gegen den § 218 / für das Recht auf Abtreibung gekämpft haben — Kämpfe, die heute immer noch gekämpft werden müssen.
Altes Rathaus Göttingen, Markt 9, Göttingen
Ottla Kafka — Die Lieblingsschwester von Franz Kafka
Gastspiel des Ensembles von rimon productions
Eintritt frei, Spenden willkommen
Veranstaltet von der Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit Göttingen e.V. in Zusammenarbeit mit der Evangelischen Erwachsenenbildung Niedersachsen
Gefördert im Rahmen der Aktionswochen gegen Antisemitismus
Das Theaterstück auf der Basis des Buches von Petr Balajkas verbindet das Format des dokumentarischen Zugangs mit Reportage und literarischer Fiktion zu einer Erzählung:
Ottla entscheidet sich in der Zeit der Naziverfolgung aufgrund der Bedrohung für ihre Kinder, sich von ihrem Mann scheiden zu lassen. Die beiden Töchter überleben im Versteck. Sie wird nach Theresienstadt deportiert, dann nach Auschwitz verschleppt und ermordet. Ausgehend von historischen Fakten schöpft Petr Balajka aus bislang unveröffentlichten Briefen und Kassibern, die Ottla heimlich ihren Töchtern kurz vor dem letzten Transport zukommen ließ, und aus einem Interview, das er mit Ottlas Tochter Věra Saudková führte.
Sonntag, 01.12.2024
M. Postone: Antisemitismus und Nationalsozialismus
Lektüreseminar mit Moritz Zeiler
Veranstaltet von OLAfA und f_act
Weitere Informationen unter fact.noblogs.org und Anmeldung unter feministische.aktion@riseup.net
In diesem Wochenendseminar werden wir gemeinsam mit Moritz Zeiler Postones Aufsatz Antisemitismus und Nationalsozialismus lesen und diskutieren. Postone bietet eine zusammenhängende Interpretation von Antisemitismus, Antikapitalismus und Nationalsozialismus, die die weit verbreitete Interpretation der NS-Herrschaft als simplen Ausdruck von Klassenherrschaft kritisiert. Stattdessen wird die zentrale Rolle des vernichtenden Antisemitismus betont, der nicht als Variante des Rassismus, sondern als Ausdruck eines reaktionären Antikapitalismus verstanden wird. Er liefert wichtige Anregungen für eine kritische Analyse von Nationalsozialismus, Antisemitismus und auch von antiemanzipatorischen Formen des Antikapitalismus inklusive eines Antisemitismus von links historisch und aktuell.