Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus

Eine Veranstaltungsreihe in Göttingen vom 1. November 2023 bis 30. Januar 2024

November 2021

Freitag, 05.11.2021, 19.00 Uhr
Online

Heimkehr eines Ausschwitz-Komman­danten — Wie Fritz Hartjen­stein drei Todes­urteile über­lebte

Vorlesung und Diskussion mit Jürgen Gückel

Veranstaltet von NS-Familien-Geschichte: hinter­fragen — erforschen — aufklären e.V.

Ein Mitschnitt dieser Veranstaltung wird an dieser Stelle anzusehen sein.


Infos zum Buch:

Beim Verlag

„Kommandant von Auschwitz-Birkenau: das lange Schweigen im Land“ — Artikel von Jürgen Gückel bei RND

„Der KZ-Kommandant aus Peine: Was von der Geschichte bleibt“ — Video­reportage des NDR

Jürgen Gückel im Interview: „Peiner Life Talk“


Siehe auch Jürgen Gückels erstes Buch „Klassenfoto mit Massen­mörder — Das Doppelleben des Artur Wilke“

Friedrich Hartjenstein, gebürtig aus Peine, war von November 1943 bis Mai 1944 Kommandant des KZ Auschwitz-Birkenau und von Mai 1944 bis Januar 1945 des KZ Natzweiler-Struthof und dessen sich über ganz Baden-Württem­berg und darüber hinaus erstreckende Außen­lager­system. Dreimal wurde Hartjen­stein für seine Taten zum Tode verurteilt. 1954 starb er in Paris, wenige Stunden nachdem er aus der Haft entlassen wurde.

Wie kommt es, dass Peiner Gymnasiast*innen oder Rentner*innen aus der Gedenk­stätte Auschwitz heim­kehren, tief betroffen über das, was „die Nazis“ angerichtet haben, aber kein Wort davon gehört haben, dass es ein Sohn ihrer Stadt war, der das alles befehligte? Hartjen­stein ist in Peine ähnlich unbekannt wie sein Verwandter Lothar Hartjen­stein in Hannover, der als Architekt den General­entwicklungs­plan für Auschwitz entwarf.

Auch in Hartjen­steins Familie wurde verdrängt und vergessen. Nur sein Groß­neffe versuchte seit Jahr­zehnten, das Leben seines Groß­onkels und dessen Verstrickungen in die national­sozialistischen Verbrechen zu erforschen. Jürgen Gückel rekonstruierte nun Hartjen­steins Lebens­weg. Und er legt die Verblendungen in familiären und politischen Erzählungen in der bundes­deutschen Nachkriegs­gesellschaft frei, in der die Nazi­verbrechen so intensiv beschwiegen wurden, dass Selbst­gerechtigkeit Platz greifen konnte.

Dienstag, 09.11.2021, 18.00 Uhr
Platz der Synagoge, Ecke Obere/Untere Masch­straße, 37073 Göttingen

Gedenkstunde am Mahnmal der Synagoge
Erinnern — Gedenken — Mahnen. Wo stehen wir heute?

Gestaltet von der Jüdischen Hoch­schul­­gruppe Göttingen und Schüler*innen des Religions­­kurses (13. Jahrgang) von Esther Rauhaus, Otto-Hahn-Gymnasium.
Musik: Sofia Müller, Gesang und Piano.

Veranstaltet von der Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammen­­arbeit e.V. und Stadt Göttingen

Die Redebeiträge dieser Veranstaltung sind auf der Internetseite der Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammen­­arbeit e.V. dokumentiert.

Seit der Errichtung des Mahnmals der zerstörten Synagoge am 9. November 1973 kommen am Platz der Synagoge (Ecke Obere/Untere Masch Straße) jedes Jahr mehrere Hundert Göttinger Bürgerinnen und Bürger zu einer Gedenk­stunde zusammen, die jeweils von Göttinger Schüler*innen oder Studierenden vorbereitet wird.

Neu ist in diesem Jahr die jüdisch-christliche Zusammen­arbeit zweier Gruppen: Zum Thema Erinnern — Gedenken — Mahnen haben sich die Schüler*innen des Religions­kurses (13.­ Jahrgang) des Otto-Hahn-Gymnasiums unter der Leitung von Esther Rauhaus gemeinsam mit Studierenden der Jüdischen Hoch­schul­gruppe die Frage gestellt: Wo stehen wir heute?

Mit dem Kaddisch-Gebet der Jüdischen Gemeinde endet die Open-Air-Veranstaltung.

Dienstag, 09.11.2021, 19.30 Uhr
Begegnungs­­stätte Löwen­stein, Rote Str. 28, 37073 Göttingen

Lange Nacht der Erinnerung

Veranstaltet von der Jüdischen Kultus­gemeinde Göttingen

Ein Mitschnitt dieser Veranstaltung kann auf der Internet­seite des Jüdischen Lehr­hauses herunter­geladen oder hier per Direkt­link angesehen werden.


Geplant war im Nachgang zur ZOOM-Veranstaltung des Vorjahres erneut ein Treffen mit Michael Fürst, derzeit Präsident des Landes­verbandes der jüdischen Gemeinden von Nieder­sachsen K.d.ö.R., zur Rolle des Verbandes in Niedersachsen. Leider muss dieses Treffen ausfallen.

Statt­dessen wird uns zur geplanten Zeit und hoffentlich am geplanten Ort Anton Grüber, Vorstands­mitglied des Jüdischen Lehr­hauses Göttingen e.V., über die Geschichte des Hauses Rote Straße 28 und seine Bedeutung für das jüdische Leben in Göttingen informieren. Das Haus der Familie Löwenstein — nach der die Begegnungs­stätte der Jüdischen Kultus­gemeinde für Göttingen und Süd­nieder­sachsen e.V. benannt ist — wurde unter den National­sozialisten nach der Pogromnacht 1938 Mitte des Jahres 1942 arisiert. Es erfuhr davor und danach eine wechsel­volle Geschichte. So residierte bereits in den 1920-er Jahren eine orthodoxe Austritts­gemeinde in dem Haus. Diese baute im Keller die einzige bekannte Mikwe (Ritual­bad) Göttingens. Im 1. Obergeschoss richtete sich die kleine Gemeinde eine Wohnungs­synagoge ein — so wie im Jahr 2008 die Jüdische Kultus­gemeinde für Göttingen und Süd­nieder­sachsen e.V. als zweite jüdische Gemeinde in Göttingen.

Die Teilnahme ist wie immer kostenlos, aber um eine Spende wird gebeten, damit auch künftig namhafte Referenten nach Göttingen eingeladen werden können.

Mittwoch, 10.11.2021, 16.30 Uhr
KZ-Gedenk­stätte Moringen, Lange Str. 58, 37186 Moringen

Führung zu den Moringer Konzentrations­lagern

Veranstaltet von: KZ-Gedenk­stätte Moringen

Eine Anmeldung unter info@gedenkstaette-moringen.de oder Tel: 05554 / 2520 mit Namen, Adresse und Telefonnummer ist notwendig. Im Gebäude gilt die Pflicht eine medizinische Maske zu tragen, weiterhin gilt das Abstandsgebot.

In Moringen bestanden zwischen Frühjahr 1933 und dem Krieg­sende 1945 nach­einander 3 Konzentrations­lager. Anfang April 1933 wurde in Moringen eines der ersten KZ des NS-Staates errichtet. Dort wurden vor allem politische Gegner aus dem Raum Hannover – Göttingen inhaftiert. Von Oktober 1933 bis März 1938 war Moringen das zentrale Frauen-KZ Preußens. Inhaftiert waren Frauen aus dem politischen Wider­stand, aber auch Zeuginnen Jehovas.

Von 1940 bis 1945 bestand in Moringen ein Jugend-KZ. Sozial, „rassisch“, religiös oder politisch verfolgte männliche Jugendliche waren hier SS-Terror, Zwangs­arbeit, Hunger und drakonischen „Erziehungs­methoden“ ausgesetzt.

Weitere Termine: 27. Nov | 8. Dez | 17. Dez | 14. Jan | 26. Jan

Donnerstag, 11.11.2021, 18:05 (Sende­termin im Stadtradio Göttingen)
Nach den beiden Sende­terminen online

Versagen des Rechtsstaats beim Umgang mit dem NSU

Veranstaltet von amnesty international Göttingen, Gruppe 1117

Das Interview wurde aufgezeichnet und ist auf amnesty-goettingen.de zu hören.


amnesty international im Bürgerfunk des Stadtradios Göttingen

Aktuelle Infos und Aktionen von amnesty international Deutschland zum Thema NSU:

Pressemitteilung — Zehn Jahre nach NSU-Selbst­enttarnung: Kaum Verbesserungen bei der Polizei

Forderungs­papier (PDF): Einsatz­bereit gegen Rassismus? — Sechs Schritte hin zu einer rechts­staatlichen Polizei, die alle Menschen schützt.

Dieter Schenk berichtet über Hinter­­gründe zu seinem Theater­­stück über den NSU. Es basiert auf dem Studium tausender Seiten der Münchener NSU-Prozess­­protokolle und der parlamen­t­arischen Unter­suchungs­ausschüsse.

Schenk ist ehemaliger Kriminal­­direktor beim Bundes­­kriminal­amt und befasst sich seit Jahren mit dem National­sozialismus. Hieraus sind zahl­reiche Bücher und Theater­­stücke entstanden, zudem hat er seit 20 Jahren einen Lehr­auftrag für die Geschichte des National­sozialismus an der Universität Łódź/Polen.

Freitag, 12.11.2021, 10:05 (Sende­termin im Stadtradio Göttingen)
Nach den beiden Sende­terminen online

Versagen des Rechtsstaats beim Umgang mit dem NSU

Veranstaltet von amnesty international Göttingen, Gruppe 1117

Das Interview wurde aufgezeichnet und ist auf amnesty-goettingen.de zu hören.


Wiederholung der Sendung vom Vortag.

Samstag, 13.11.2021, 14.00 Uhr
Treff: Vor Ziegelwerk Bernhard, Ziegeleistraße 9, 37115 Duderstadt

Das Durchgangs­lager Duderstadt: Wie umgehen mit einem Ort von NS-Kriegs­verbrechen?

Spaziergang und Diskussion

Veranstaltet von: Geschicht­swerkstatt Göttingen e. V.

Auf dem Gelände der Ziegelei Bernhard existierte ab Februar 1945 ein Durchgangs­lager für Kriegs­gefangene. Weit über 10.000 alliierte Kriegs­gefangene wurden in das völlig ungeeignete Trocken­gebäude gestopft. Hier und auf den Fuß­märschen aus dem Osten starben etliche an Hunger, Krank­heiten und Ent­kräftung. Die deutschen Wachen erschossen kalt­blütig Gefangene.

Aktuell erinnert nichts an diese Geschehnisse. Das Ziegelei­gelände ist Gegen­stand großer Neu­planungen. Wie soll mit dem Ort angemessen umgegangen werden?

Nach einem Spaziergang entlang des historischen Schau­platzes wollen wir über diese Frage diskutieren.

Montag, 22.11.2021, 19.00 Uhr
Altes Rathaus, Markt 9, 37073 Göttingen

Paul Celan und Ilana Shmueli — Sag, daß Jerusalem ist

Konzert und Lesung

Veranstaltet von der Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammen­arbeit e.V.

Zugang gemäß den aktuell geltenden Corona-Regeln, derzeit 2G - bitte Nach­weise bereit­halten


Projektskizze Konzertante Lesung (PDF)

Einer der wichtigsten Brief­wechsel Paul Celans bestand mit Ilana Shmueli, einer Freundin aus Czerno­witzer Jugend­tagen und aus der Zeit des Gettos. Mit einer Auswahl der persönlichen Briefe, Gedichte und den Reflexionen von Ilana Shmueli aus den gesammelten Brief­wechseln lässt die Lesung die Text­sammlung „Sag, daß Jerusalem ist“ lebendig werden, verbunden mit Musik der Komponisten Schulhoff (1894-1942), Ullmann (1898-1944) und Gebirtig (1877-1942).

Musikalische Leitung Roman Salyutov, Solisten des Yachad Chamber Orchestra Bergisch Gladbach.
Schauspiel Katharina Palm, Britta Shulamit Jakobi, Hanno Dinger, Thomas Sparr, Bearbeitung Britta Shulamit Jakobi.

Dienstag, 23.11.2021, 17.30 Uhr
Online (Zoom), Link nach Anmeldung

Die Dritte Schuld — NS-Richter am Bundes­arbeits­gericht

Vortrag und Diskussion

Veranstaltet vom Bildungs­werk ver.di, Region Göttingen

Diese Veranstaltung fand online statt.

Die Richterschaft des Bundes­arbeits­gerichts war durch­setzt von ehemaligen NS-Juristen: mehr als die Hälfte der frühen Bundes­richter hatte in der Zeit des National­sozialismus schwere Schuld auf sich geladen. Bis Anfang der 80er Jahre waren einige von ihnen aktiv. Zwar gab es Hinweise auf Belastungen einzelner Richter, jedoch keine systematische Aufarbeitung. Zusammen mit Dr. Martin Borowsky, Richter am Land­gericht Erfurt, hat Axel Hemmerling, selbst Historiker und Journalist beim mdr, die Biografien von 25 Richter:innen des frühen Bundes­arbeits­gerichts ausgewertet. Er stellt seine Ergebnisse vor.

Moderation: Tobias Walkling, Richter am Landesarbeits­gericht Hannover.

Über diese Recherche veröffentlichte der mdr einen Beitrag.

Samstag, 27.11.2021, 15.00 Uhr
KZ-Gedenk­stätte Moringen, Lange Str. 58, 37186 Moringen

Führung zu den Moringer Konzentrations­lagern

Veranstaltet von: KZ-Gedenk­stätte Moringen

Eine Anmeldung unter info@gedenkstaette-moringen.de oder Tel: 05554 / 2520 mit Namen, Adresse und Telefonnummer ist notwendig. Im Gebäude gilt die Pflicht eine medizinische Maske zu tragen, weiterhin gilt das Abstandsgebot.

Ankündigung siehe 10.11.2021.