Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus

Eine Veranstaltungsreihe in Göttingen vom 1. November 2023 bis 30. Januar 2024

Januar 2026

Sonntag, 04.01.2026, 14:30 Uhr
Ausstellung „Auf der Spur euro­päischer Zwangs­­arbeit. Süd­­nieder­­sachsen 1939–1945“, BBS II, Godehard­str. 11, Göttingen

Aufbruch ins Ungewisse: Zwangs­arbeiter*­innen nach ihrer Befreiung

Eine Ausstellungs­führung mit Annegrit Berghoff und Arndt Kohlmann

Veranstaltet von Geschichts­werkstatt Göttingen e.V. und der Ausstellung „Auf der Spur euro­päischer Zwangs­­arbeit in Süd­­nieder­­sachsen 1939–1945“

Am 8. April 1945 wird Göttingen größten­teils kampflos von der US-Armee eingenommen. Tausende Zwangs­arbeiter*­innen in Süd­nieder­sachsen wurden befreit. Doch trotz aller Freude beginnt für sie nun eine neue Phase großer Unsicherheit. Wann wird der Krieg endgültig vorbei sein? Können und wollen sie dann in ihre Herkunfts­länder zurück­kehren oder in einem anderen Land einen Neu­anfang wagen? Was ist mit ihren Angehörigen? Welche Pläne haben außerdem die Besatzungs­behörden?

Mittwoch, 07.01.2026, 18:00 Uhr
Holborn­sches Haus, Rote Str. 34, Göttingen

Eugenia Adler. Erinnerungen aus der Hölle

Es lesen und berichten: Isa Rühling und Hanne­lore Mann

Intermezzi: Andreas Düker, Laute

Moderation: Lutz Heinke, freier Mit­arbeiter in der Freien Alten­­arbeit Göttingen e.V.

Solidaritäts­beitrag: Wir bitten um einen Betrag von 5 bis 20 €

Veranstaltet von der Freien Alten­­arbeit Göttingen e.V.

Warschauer Ghetto; Majdanek; Auschwitz; Sankt Georgen­thal — wie konnte sie überleben? Eugenia Adler, Göttinger Bürgerin seit ihrer Emigration 1968 aus Warschau, hat im August 1996 der Steven-Spielberg-Shoa-Stiftung ein Video-Inter­view gegeben. Ihre Tochter Halina hat es transkribiert und auf Englisch über­setzt, ihr Sohn Marian hat es seiner Schwägerin Isa Rühling über­geben, die das Manuskript ins Deutsche übertragen hat. Aus­schnitte daraus, die detailliert die Stationen ihres Weges wieder­geben, werden in einer Lesung vorgetragen.

Sonntag, 11.01.2026 bis Freitag, 13.02.2026
Ausstellungs­eröffnung am Sonntag, 11.01.2026, 14:00 bis 17:00 Uhr, 14:30 Uhr Führung mit Annegrit Berghoff und Arndt Kohlmann
Termine der offenen Führungen auf der Website zwangsarbeit-in-niedersachsen.eu
Ausstellung „Auf der Spur euro­päischer Zwangs­­arbeit. Süd­­nieder­­sachsen 1939–1945“, BBS II, Godehard­str. 11, Göttingen

Wohnungslose im Nationalsozialismus

Ausstellung

Veranstaltet von Geschichts­werkstatt Göttingen e.V. und der Ausstellung „Auf der Spur euro­päischer Zwangs­­arbeit in Süd­­nieder­­sachsen 1939–1945“

In Nazi-Deutschland wurden 70.000 Menschen als „asozial“ oder als „Berufs­verbrecher“ stigmatisiert, deportiert und ermordet, darunter auch sogenannte Bettler oder Menschen, die ohne Wohnung waren. Die Ausstellung der Bundes­arbeits­gemeinschaft Wohnungs­losen­hilfe erinnert an die Verfolgung von wohnungs­losen Menschen im National­sozialismus.

Dienstag, 13.01.2026, 19:00 Uhr
Junges Theater, Bürgerstr. 15, Göttingen

Die Ziele der „Neuen Rechten“ und ihre Anknüpfungs­punkte zum National­sozialismus

Vortrag und Diskussion mit Katrin Himmler

Eintritt frei. Reservierung nicht möglich. Einlass ab 18:30 Uhr

Veranstaltet vom Bildungs­werk ver.di und dem Jungen Theater Göttingen

Erklärtes Ziel der „Neuen Rechten“ ist es, unsere demo­kratische Gesell­schaft im Kern zu verändern. Dafür nutzen sie erfolgreich Krisen jeder Art, indem sie Ängste und Sorgen, aber auch Ressenti­ments in der Bevölkerung aufgreifen und durch massive Des­information verstärken. Katrin Himmler, Politik­wissenschaftlerin und Groß­nichte von Heinrich Himmler, zeigt auf, wie die extreme Rechte und Rechts­populist*­innen unter­einander vernetzt sind und was sie so gefährlich macht. Welche Anknüpfungs­punkte gibt es zwischen der extremen Rechten heute und der national­sozialistischen Bewegung damals vor der Macht­übertragung?

Donnerstag, 15.01.2026, 19:00 Uhr
Online, Link nach Anmeldung

Wie recherchiert man die Beteiligung von Familien­mitgliedern am National­sozialismus?

Online-Veranstaltung, der Link wird nach Anmeldung unter mail@ns-familien-geschichte.de zugesandt.

Veranstaltet von NS-Familien-Geschichte e.V.

Diese Online-Veranstaltung will Menschen anregen, sich mit der NS-Vergangen­heit der eigenen Familie auseinander zu setzen und Hilfe­stellung dabei geben. Kolportierte Anekdoten über den "Onkel bei der Wehr­macht" und Sätze wie "Oma war immer gegen Hitler" kennen wir alle. Aber immer mehr Menschen möchten den tradierten Anekdoten und Legenden auf den Grund gehen und heraus­finden, ob und wie sich Familien­mitglieder konkret am National­sozialismus beteiligt haben. Unser Verein bekommt zunehmend Anfragen, wie ziel­führend recherchiert werden kann. Hierfür soll diese Veranstaltung einen umfassenden und systematischen Einstieg bieten.



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Die Zeit für solche Recherchen ist günstig, denn heute lassen sich Werde­gänge verwandter Personen im National­sozialismus oft detailliert nach­­vollziehen und belegen. Eine wichtige Quelle sind Archive: Dokumente aus der NS-Zeit sind heute meist gut zugänglich. In den vergangenen zwei Jahr­zehnten entstanden viele Gedenk­stätten und Museen im In- und Ausland zur Dokumentation von NS-Verbrechen, deren Opfer und von Wider­stand. Lokal­historiker*­innen vor Ort haben viele Informationen zusammen­getragen. Eine weitere wichtige Quelle sind Zeit­zeug*­innen im Ausland. Noch hat man Gelegen­heit, sie zu fragen. Auch das Internet ist zur Fund­grube für historische Informationen geworden.

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Donnerstag, 22.01.2026, 20:00 Uhr
Kino Lumière, Geismar Landstr. 19, Göttingen

Die Möllner Briefe

Veranstaltet vom Bildungs­werk ver.di und Amnesty Inter­national Stadtgruppe Göttingen

Der preisgekrönte Dokumentar­film „Die Möllner Briefe“ erinnert an die rassistischen Brand­anschläge von Mölln 1992, bei denen drei Menschen ermordet wurden. Im Mittel­punkt steht der Über­lebende İbrahim Arslan, der als Kind seine Schwester, seinen Cousin und seine Groß­mutter verlor. Hunderte von Solidaritäts­briefen wurden damals an die Stadt Mölln geschickt, diese wurden jedoch nie an die Opfer weiter geleitet, sondern lagen unbeachtet im Stadt­archiv. Der Film folgt Ibrahim Arslan bei der Entdeckung dieser Briefe.

Im Anschluss ist ein Film­gespräch mit der Regisseurin Martina Priessner geplant.

Freitag, 23.01.2026, 19:00 Uhr
Buchladen Rote Straße, Nikolaikirchhof 7, Göttingen

„Ich hoffe es kommen bald andere Zustände in den Anstalten!“

Als homo­sexuell markierte Jugend­liche im national­sozialistischen Zwangs­erziehungs­system

Veranstaltet von OLAfA und Buch­laden Rote Straße

1929 schildert der homo­sexuelle Jugend­liche O. S. seine Gewalt­erfahrungen im Landes­erziehungs­heim Struveshof und hofft auf Besserungen in der Zukunft. Mit der Macht­übernahme der National­sozialisten wurde die Verfolgung sexueller Vielfalt jedoch systematisch ausgeweitet.

Der Vortrag von Jako Wende beleuchtet einen bisher wenig beachteten Aspekt dieser Verfolgung: die sogenannte Für­sorge­erziehung. Jugend­liche, die aus ihrem Umfeld gerissen wurden, um sie in Heimen zu instituti­onalisieren und zu indoktri­nieren. Welchen Alltag und welche Gewalt erlebten sie in den Heimen? Und in welcher Form gab es Wider­stand?

Sonntag, 25.01.2026, 17:00 Uhr
Ev.-reformierte Gemeinde, Untere Karspüle 11, Göttingen

Mädchenhimmel. Lyrik und Prosa von Lili Grün vor dem Vergessen bewahrt

Rezitation und Musik mit Carmen Barann und Martin Tschoepe

Veranstaltet von der Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammen­arbeit Göttingen e.V.

Lili Grün, geboren 1904 in Wien, verfasste Gedichte, Kurz­geschichten und drei Romane im Zeit­stil der neuen Sachlich­keit. Nach der Okkupation Öster­reichs durch die National­sozialisten 1938 hatte sie als Jüdin keine Möglich­keit mehr zu publizieren. Sie wurde 1942 aus Wien deportiert und sogleich nach ihrer Ankunft im weiß­russischen Maly Trostinec ermordet. Ihr Werk wurde erst vor wenigen Jahren wieder entdeckt. Carmen Barann und Martin Tschoepe spüren in ihren Rezitationen dem Leben und Werk der Dichterin nach und schaffen es durch die eigens dafür komponierte Gamben­musik, die Stimmung der Worte hervor­zuheben und die Atmosphäre der 30er Jahre in Wien und Berlin einzufangen.

Dienstag, 27.01.2026, 19:00 Uhr
Altes Rathaus Göttingen, Markt 9, Göttingen
Alternativ: Ev.-reformierte Gemeinde, Untere Karspüle 11, Göttingen
Bitte informieren Sie sich vorab an dieser Stelle

Gedenkveranstaltung zum 27. Januar

Ein Abend mit Gesprächen und jüdischen Liedern — mit der Zeitzeugin Rozette Kats, der Sängerin Mirjam van Dam und Ed Boekee am Klavier

Veranstaltet vom Bündnis 27. Januar — Gedenken an die Opfer des National­sozialismus

Es wird eine Aufzeichnung der Veran­staltung geben.

Die Niederländerin Rozette Kats, Jahrgang 1942, erfährt am Vorabend ihres sechsten Geburts­tages, dass sie das Kind jüdischer Eltern ist, die den Holo­caust nicht überlebt haben. Ihr Onkel, der einzige weitere Über­lebende der Familie, vermag nicht, über die ermordeten Verwandten zu sprechen. Erst Mitte der 1980er Jahre bekommt sie von ihm das Hochzeits­bild ihrer Eltern. Später findet sie heraus, dass ca. drei Monate vor der Deportation der Eltern von Wester­bork nach Auschwitz-Birkenau ihr Bruder geboren wurde. Es ist ein langer und schmerz­licher Prozess für Rozette Kats, mit dem Schatten der Vergangen­heit leben zu lernen, der ihr vor allem durch ein viel­fältiges Engagement in der Erinnerungs­arbeit auf beeindruckende Weise gelungen ist. Rozette Kats hat in den vergangenen Jahren mehrfach an verschiedenen Schulen in unserer Region ihre Biographie erzählt. Im Jahr 2023 hielt sie im deutschen Bundes­tag eine Gedenk­rede zum 27.Januar.

Musikalisch wird der Abend von der Sängerin Mirjam van Dam und Ed Boekee am Klavier untermalt. Sie werden Lieder aus der Zeit vor dem Krieg vortragen, als Juden in „Shtetels“ Osteuropas lebten.

Mittwoch, 28.01.2026, 19:30 Uhr
Kino Lumière, Geismar Landstr. 19, Göttingen

Heimgesucht

Film und Diskussion mit Regisseur Silas Degen

Veranstaltet von NS-Familien-Geschichte e.V.

Millionen Kinder wurden bis in die 1990er Jahre zu sogenannten „Kinder­kuren“ verschickt. Viele erlebten dort Zwang, Gewalt und Willkür. Das Personal der ca. 2000 Verschickungs­heime war von der ärztlichen Leitung über die als „Tanten“ bezeichneten und zumeist fachlich unquali­fizierten Betreuer­innen bis hin zu Haus­meistern persönlich und beruflich stark durch die NS-Zeit geprägt. Citizen-Science-Projekte fördern eine stetig wachsende Zahl personeller Kontinuitäten ehemaliger NS-Ärzte und NS-Pädagog*­innen zutage.

Jahrzehnte später kehrt eine Gruppe früherer Verschickungs­kinder in das seit Jahren ungenutzte ehemalige DRK-Kinder­kurheim Johanna­berg im Teuto­burger Wald zurück und verarbeitet in diesem dokumentarischen Spiel­film eindrücklich ihre traumatischen Erinnerungen.

Weiterführende Hinter­grund­informationen zur Geschichte der Verschickungs­heime gibt es auf der Webseite verschickungsheime.de.

Freitag, 30.01.2026, 14:00 Uhr
Treffpunkt: Schranke Goßlerstr. / Ecke Käte-Hamburger-Weg, Göttingen

Medizin in Göttingen im Nationalsozialismus: Rolle der Hebammen

Ein Stadtteilrundgang mit Cornelia Krapp, Geschichts­werkstatt Göttingen

Veranstaltet von Geschichts­werkstatt Göttingen e.V. und der Ausstellung „Auf der Spur euro­päischer Zwangs­­arbeit in Süd­­nieder­­sachsen 1939–1945“

Der Rundgang über das Gelände des alten Universitäts­klinikums zwischen Goßler­straße und Humboldt­allee gibt eine Einführung in die Göttinger Klinikums­geschichte und die Entwicklung der Medizinischen Fakultät in der NS-Zeit. Schwer­punkt­themen sind Zwangs­sterilisationen in der Frauen­klinik, die Rolle von Hebammen in der NS-Zeit sowie Zwangs­arbeiter*­innen als Patient*­innen und Personal im Klinikum.