Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus

Eine Veranstaltungsreihe in Göttingen vom 1. November 2023 bis 30. Januar 2024

Dezember 2024

Samstag, 30.11.2024 und
Sonntag, 01.12.2024

M. Postone: Anti­semitismus und National­sozialismus

Lektüreseminar mit Moritz Zeiler

Veranstaltet von OLAfA und f_act

Weitere Informationen unter fact.noblogs.org und Anmeldung unter feministische.aktion@riseup.net

In diesem Wochenend­seminar werden wir gemeinsam mit Moritz Zeiler Postones Aufsatz Anti­semitismus und National­sozialismus lesen und diskutieren. Postone bietet eine zusammen­hängende Inter­pretation von Anti­semitismus, Anti­kapitalismus und National­sozialismus, die die weit verbreitete Inter­pretation der NS-Herrschaft als simplen Ausdruck von Klassen­herrschaft kritisiert. Statt­dessen wird die zentrale Rolle des vernichtenden Anti­semitismus betont, der nicht als Variante des Rassismus, sondern als Ausdruck eines reaktionären Anti­kapitalismus verstanden wird. Er liefert wichtige Anregungen für eine kritische Analyse von National­sozialismus, Anti­semitismus und auch von anti­emanzipatorischen Formen des Anti­kapitalismus inklusive eines Anti­semitismus von links historisch und aktuell.

Sonntag, 01.12.2024, 14:30 Uhr
Ausstellung „Auf der Spur euro­päischer Zwangs­­arbeit. Süd­­nieder­­sachsen 1939–1945“, BBS II, Godehard­str. 11, Göttingen

Blick hinter die Kulissen: Die Ausstellung und ihre Entstehung

Mit Lisa Grow und Günther Siedbürger, Ausstellungs­kurator*­innen, Göttingen

Veranstaltet von der Ausstellung „Auf der Spur euro­päischer Zwangs­­arbeit in Süd­­nieder­­sachsen 1939–1945“ und Geschicht­s­werkstatt Göttingen e.V.

Eine Besonderheit der Ausstellung ist ihre euro­päische Perspektive: Sie wurde in einer inter­nationalen Projekt­gruppe erarbeitet und spiegelt so verschiedene europäische Sicht­weisen auf die NS-Zwangs­arbeit wider. In einer Führung berichten wir über diesen kooperativen Entstehungs­prozess, Begegnungen mit Betroffenen, inter­nationale Resonanz, regionale Schwierig­keiten und sowie die Weiter­entwicklung des aktiven Lern­ortes zur NS-Geschichte.

Dienstag, 03.12.2024, 19:00 Uhr
Günter Grass Archiv, Düstere Straße 6, Göttingen

Christoph Heubner

Lesung aus seinen Erzählungen von Auschwitz-Überlebenden

Veranstaltet von der KZ-Gedenkstätte Moringen und dem Steidl Verlag Göttingen

Durch seine Arbeit für das Inter­nationale Auschwitz Komitee hat Christoph Heubner zahlreiche Begegnungen mit Über­lebenden der Shoa gehabt. Ihre Berichte und Erinnerungen dienten Heubner als Vorlage für seine drei Erzähl­bände, aus denen er nun im Günter Grass Archiv liest.

Im Gespräch mit Dr. Dietmar Sedlaczek, bis Juli 2023 Leiter der KZ-Gedenk­stätte Moringen, gewährt Heubner Einblick in die Erinnerungen von Auschwitz-Über­lebenden und die gegenwärtigen Schwierig­keiten der Erinnerungs­kultur, durch das Ableben von engagierten Zeitzeug:­innen.

Freitag, 06.12.2024, 17:30 Uhr
Freie Alten­arbeit Göttingen e.V., Am Gold­graben 14, Göttingen

Karrieren von Juristen vor und nach 1945

Vortrag mit Arnulf Heinemann, Dozent bei der Universität des Dritten Lebensalters Göttingen

Veranstaltet von der Freien Alten­arbeit Göttingen e.V.

Sie sprachen Recht im „Namen des Deutschen Volkes“ und waren für viele unmensch­liche Urteile verantwort­lich: Dr. Wilhelm Hirte war Ankläger beim Sonder­gericht Braun­schweig und beantragte mehr als 50 Tode­surteile. Dr. Walter Lerche war Vor­sitzender am Sonder­gericht in Braun­schweig und an mehr als 60 Todes­urteilen beteiligt.

Während Dr. Hirte im Jahr 1952 als Amts­gerichtsrat wieder eingestellt wurde, war Dr. Lerche für die nieder­sächsische Justiz untragbar geworden. Er arbeitete ab 1946 in der Evange­lisch-Lutherischen Landes­kirche und wurde 1951 Ober­landes­kirche­nrat. U.a. an den Beispielen von Hirte und Lerche soll das Problem der gescheiterten Ent­nazi­fizierung vorgestellt und mit den Teil­nehmer*­innen diskutiert werden.

Sonntag, 08.12.2024, 14:00 Uhr
KZ-Gedenk­stätte Moringen, Treffpunkt: Torhaus, Lange Str. 58, Moringen

Führung zu jüdischem Leben in Moringen

Führung

Anmeldung erforderlich unter info@gedenkstaette-moringen.de

Veranstaltet von der KZ-Gedenk­­stätte Moringen

Auch wenn es heute in Moringen keine jüdische Gemeinde mehr gibt, so erzählen dennoch einige Gebäude viel vom leider vergangenen jüdischen Leben dieser Stadt. Der historische Rund­gang beginnt bei der 1971 abgerissenen Moringer Schule, die bis 1921 über eine einklassige Jüdische Volks­schule verfügte und führt über weitere Stationen entlang von Wohn- und Geschäfts­häusern ehemaliger jüdischer Bürger zur 1838 errichteten Synagoge. Den Abschluss des Rundgangs bildet der jüdische Fried­hof am Hagen­berg, auf dem zwischen 1756 und 1934 Beerdigungen der jüdischen Bürger*­innen stattfanden.

Der Rundgang wird etwa zwei Stunden dauern. Die Herren werden gebeten für den Besuch des jüdischen Fried­hofs eine Kopf­bedeckung mit­zu­nehmen.


Mittwoch, 11.12.2024, 19:00 Uhr
Holborn­sches Haus, Rote Straße 34, Göttingen

Die Heldin von Auschwitz. Leben und Widerstand der Mala Zimet­baum

Lesung von Barbara Beuys

Veranstaltet von der Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammen­arbeit Göttingen e.V.

Mala Zimetbaum wird 1918 in Brzesko, östlich von Krakau, in eine jüdisch-polnische Familie geboren. Ab 1928 lebt sie mit ihrer Familie in der belgischen Stadt Antwerpen. Am 22. Juli 1942 wird sie beim Versuch, ein sicheres Versteck für sich und ihre Familie zu organisieren, bei einer Razzia verhaftet und innerhalb weniger Wochen in das Konzentrations­lager Auschwitz-Birkenau deportiert. Als Läuferin und Über­setzerin eingeteilt kann sie Informationen unter den Gefangenen austauschen und heimlich Nahrung und Medikamente für bedürftige Lager­insassinnen beschaffen. Am 24. Juni 1944 gelingt Mala Zimet­baum gemeinsam mit dem polnischen Häftling Edek Galiński eine tollkühne Flucht aus Auschwitz. Doch sie werden gefasst und am 15. September ermordet.


Freitag, 13.12.2024, 19:00 Uhr
Holborn­sches Haus, Rote Straße 34, Göttingen

Die „Aktion Reinhardt“

Veranstaltet vom Bildungs­werk ver.di

Unter dem Tarnnamen „Aktion Rein­hardt“ wurden zwischen Frühjahr 1942 und Herbst 1943 etwa 1,8 Millionen Jüdinnen und Juden aus den Ghettos im besetzten Polen, aber auch aus anderen europäischen Ländern, in Lager im Osten Polens deportiert, die einzig zum Zweck des Massen­mords konstruiert wurden: Belzec, Sobibor, Treblinka.

Der Referent Steffen Hänschen vom Bildungs­werk Stanislaw Hantz thematisiert die Geschichte und Bedeutung der „Aktion Rein­hardt“. Wer waren die Täter*­innen, wer waren die Opfer und wer waren die Mit­wisser*­innen? Der Vortrag bietet Einblicke in unter­schied­liche Aspekte des Holo­caust in Ostpolen. Thema ist auch der Umgang mit dem jüdischen Erbe seit 1945.