Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus

Eine Veranstaltungsreihe in Göttingen vom 1. November 2023 bis 30. Januar 2024

Januar 2024

Sonntag, 07.01.2024, 17:00 Uhr
Ausstellung „Auf der Spur euro­päischer Zwangs­arbeit. Süd­nieder­sachsen 1939–1945“, BBS II, Godehard­str. 11, Göttingen

„Verbrannte Orte“
Orte der nationalsozialistischen Bücherverbrennungen

Ausstellungseröffnung mit Kurator Jan Schenck

Veranstaltet von OLAfA

Anlässlich dieser Ausstellung interviewte das Stadtradio Göttingen den Kurator Jan Schenk. Das Interview kann hier angehört werden. Wir bedanken uns für die Zurverfügungstellung der Audiodokumentation:

Zwischen März und November 1933 wurden überall in Deutschland von den National­sozialistInnen Bücher verbrannt. Darunter vor allem Werke jüdischer Autor*innen, von Sinti und Roma, Texte politischer Gegner*innen und alles, was dem NS als miss­liebig erschien. „Verbrannte Orte“ zeigt parallel zum gleich­namigen Online-Atlas die Geschichte und Gegen­wart der national­sozialistischen Bücher­verbrennungen. Ausstellungs­macher und Kurator Jan Schenck eröffnet die Ausstellung in Göttingen im Rahmen einer Vernissage.

Sonntag, 07.01.2024 bis Mittwoch, 07.02.2024
Ausstellung „Auf der Spur euro­päischer Zwangs­arbeit. Süd­nieder­sachsen 1939–1945“, BBS II, Godehard­str. 11, Göttingen

„Verbrannte Orte“
Orte der nationalsozialistischen Bücherverbrennungen

Ausstellung

Die Öffnungs­zeiten werden veröffentlicht auf der Webseite der Dauer­ausstellung „Auf der Spur europäischer Zwangs­arbeit in Süd­nieder­sachsen 1939–1945“.

Veranstaltet vom Bündnis zum Gedenken an die Opfer des National­sozialismus

Die Wander­ausstellung „Verbrannte Orte“ zeigt in den Räumen der Dauer­ausstellung „Auf der Spur europäischer Zwangs­arbeit in Süd­nieder­sachsen 1939–1945“ die Geschichte und Gegenwart der national­sozialistischen Bücher­verbrennungen anhand der Orte ihres Geschehens. Sie begleitet einen gleich­namigen Online-Atlas. An vielen dieser Orte gibt es bis heute keine oder keine angemessene oder sichtbare Form der Erinnerung. Das Projekt „Verbrannte Orte“ will dies mit geschicht­lichen Erläuterungen und Erinnerungen von Zeitzeug*innen ändern.

Mittwoch, 10.01.2024, 15:30 Uhr
KZ-Gedenk­stätte Moringen, Treff­punkt: Torhaus, Lange Str. 58, Moringen

„[…] Verschwindet damit ein Schandfleck aus unserem Stadtbild“

Führung zum DP-Lager in Moringen

Anmeldung erforderlich unter info@gedenkstaette-moringen.de

Veranstaltet von der KZ-Gedenk­stätte Moringen

Von April 1945 bis 1951 wurde das frühere KZ-Gelände als Sammel­stelle und Wohnort für die befreiten Zwangs­arbeiter*innen in der Region genutzt. Die befreiten Menschen, über­wiegend aus Osteuropa, mussten in den früheren KZ-Baracken auf Chancen für ein besseres Leben warten. Für die Stadt­bevölkerung waren die verschleppten und traumati­sierten Menschen Fremde. Welchen Alltag hatten sie im „Polish DP-Camp Moringen“ und wie ging die Stadt Moringen mit Ihnen um?

Mittwoch, 10.01.2024, 19:00 Uhr
Ausstellung „Auf der Spur euro­päischer Zwangs­arbeit. Süd­nieder­sachsen 1939–1945“, BBS II, Godehard­str. 11, Göttingen

Das Gedenkkonzept der Stadt Göttingen

mit Rainer Driever, Historiker und Kristin Kalisch, Leiterin des Stadtarchivs

Der Eintritt zur Ausstellung und zum Vortrag ist frei, um eine Spende wird gebeten

Veranstaltet von VVN-BdA — Kreis­vereinigung, Geschichts­werkstatt Göttingen e.V. und der Ausstellung „Auf der Spur euro­päischer Zwangs­arbeit. Süd­nieder­sachsen 1939–1945“

Erinnerungskultur, speziell das Gedenken an die Opfer des National­sozialismus, wird bestimmt durch politische Konjunk­turen, durch gesell­schaft­lichen oder außen­politischen Druck. Seit den 1980er-Jahren traten gesell­schaft­liche Akteurinnen wie Nach­barschafts­initiativen und Geschichts­werkstätten hinzu, die, zumeist punktuell und projekt­basiert, ein Gedenken auf kommunaler Ebene initiierten. Damit gerieten auch unter­repräsentierte Gruppen in den Blick, die auf ihre Anerkennung als Opfer des National­sozialismus bzw. als Mitglieder des Wider­stands lange warten mussten, wie Kommunist*innen oder Zwangs­arbeiter*innen.

Die Stadt Göttingen veranlasste 2017 eine Analyse über Umfang und Reichweite des kommunalen Gedenkens. Darauf aufbauend wurde ein Gedenk­konzept für die Stadt erstellt, das Inhalte, Umfang und Ausgestaltung präzisiert und Ziele formuliert. Die Verbindlich­keit des Konzepts wurde durch Rats­beschluss gewähr­leistet. Wie kam es dazu? Was sind die wesent­lichen Inhalte? Und was wurde daraus?

Donnerstag, 11.01.2024, 19:00 Uhr
Online, Link nach Anmeldung

Wie recherchiert man die Beteiligung von Familien­mitgliedern am National­sozialismus?

Online-Veranstaltung, der Link wird nach Anmeldung unter mail@ns-familien-geschichte.de zugesandt.

Veranstaltet von NS-Familien-Geschichte e.V.

Diese Online-Veranstaltung will Menschen anregen, sich mit der NS-Vergangen­heit der eigenen Familie auseinander zu setzen und Hilfe­stellung dabei geben. Kolportierte Anekdoten über den "Onkel bei der Wehr­macht" und Sätze wie "Oma war immer gegen Hitler" kennen wir alle. Aber immer mehr Menschen möchten den tradierten Anekdoten und Legenden auf den Grund gehen und heraus­finden, ob und wie sich Familien­mitglieder konkret am National­sozialismus beteiligt haben. Unser Verein bekommt zunehmend Anfragen, wie ziel­führend recherchiert werden kann. Hierfür soll diese Veranstaltung einen umfassenden und systematischen Einstieg bieten.



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Die Zeit für solche Recherchen ist günstig, denn heute lassen sich Werde­gänge verwandter Personen im National­sozialismus oft detailliert nach­vollziehen und belegen. Eine wichtige Quelle sind Archive: Dokumente aus der NS-Zeit sind heute meist gut zugänglich. In den vergangenen zwei Jahr­zehnten entstanden viele Gedenk­stätten und Museen im In- und Ausland zur Dokumentation von NS-Verbrechen, deren Opfer und Wider­stand. Lokal­historiker*innen vor Ort haben viele Informationen zusammen­getragen. Eine weitere wichtige Quelle sind Zeit­zeug*innen im Ausland. Noch hat man Gelegen­heit, sie zu fragen. Auch das Internet ist zur Fund­grube für historische Informationen geworden.

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Dienstag, 16.1.2024, 19:00 Uhr
Holbornsches Haus, Rote Str. 34, Göttingen

Die fotografische Inszenierung des Verbrechens

Das Auschwitz-Album

Veranstaltet vom Bildungs­werk ver.di, Region Göttingen

Diese Veranstaltung wurde vom Stadtradio Göttingen aufgezeichnet. Wir bedanken uns für die Zurverfügungstellung der Audiodokumentation:


Auschwitz-Album werden zwei Foto­alben genannt, die Foto­grafien aus dem Konzentrations­lager Auschwitz-Birkenau vor seiner Befreiung am 27. Januar 1945 zeigen. Die Aufnahmen darin stammen von Ernst Hofmann oder Bernhard Walter, beide Mit­glieder der SS-Toten­kopf­verbände. Ein erstes Auschwitz-Album wurde 1945 von Lili Jacob am Ende ihrer Haft im Konzentrations­lager Dora-Mittelbau als Zufalls­fund entdeckt. Ein zweites Album fand 1946 ein anonym gebliebener ehemaliger Oberst der United States Army; das United States Holocaust Memorial Museum erwarb es 2006.



Dr. Stefan Hördler hat mit anderen in akribischer Forschungs­arbeit die Herkunft der abgebildeten Menschen, die Entstehung und den ideologischen Kontext des Albums analysiert und ordnet die Bilder in diese Zusammen­hänge ein.

Mittwoch, 17.01.2024, 16:00 Uhr
Freie Alten­arbeit Göttingen e.V., Am Gold­graben 14, Göttingen

Darüber wurde zu Hause geschwiegen

Erzählcafé mit Dr. Kurt Weber und Lutz Heinke

Veranstaltet von der Freien Alten­arbeit Göttingen e.V.

Viele Menschen der Nach­kriegs­generation erinnern die vergeb­lichen Versuche, etwas über die Erlebnisse der Eltern in der NS-Zeit zu erfahren. Dr. Kurt Weber, Jg. 1946, Physiker und Künstler, wird über seine Auseinander­setzung mit diesem Erbe sprechen. Er begab sich nach dem Tod des Vaters auf Spuren­suche. Durch Archivr­echerche erfährt er Erstaunliches über den Vater als Fern­melde­offizier der Wehr­macht. Als Künstler spürt er schreibend, foto­grafierend und zeichnend Orten des Schreckens nach, wie Gleis 17, dem Deportations­ort der Berliner Juden.

Freitag, 19.01.2024, 19:00 Uhr
Kino Lumiére, Geismar Land­straße 19, Göttingen

Queere Literatur und ihre Auslöschung

Lesung

Veranstaltet von OLAfA & Buch­laden Rote Straße

"I had a chance to read 'The Well of Loneliness' that had been translated into Polish before I was taken into the camps. I was a young girl at the time, around twelve or thirteen, and one of the ways I survived in the camp was by remembering that book. I wanted to live long enough to kiss a woman."

So beschreibt es eine Shoa-Über­lebende in den 1980er Jahren gegen­über Joan Nestle, Gründerin des Lesbian Herstory Archive. Heute kaum vorstell­bar scheint die Viel­falt an queerer Literatur aus der Zwischen­kriegs­zeit, die für viele Nicht-Hetero­sexuelle und gender-nicht­konforme Menschen identitäts­stiftend und später sogar über­lebens­wichtig wurde. Die Lesung möchte einen Ausschnitt aus dieser Viel­zahl vorstellen, im Anschluss die Vernichtung queerer Literatur thematisieren und damit letztlich das Verschwinden von Diversität, Repräsentation und Erinnerung an die viel­fältigen Lebens­weisen der Weimarer Republik. Queeres Leben war während des NS nicht verschwunden, aber musste im Verborgenen bleiben. Ein wenig dessen was wir heute davon wissen soll im zweiten Teil gelesen werden. Der dritte Teil beschäftigt sich mit den Nach­wirkungen der national­sozialistischen Geschlechter­ideologie: eine zerstörte Sub­kultur, Homo­phobie und ein Weiter­bestehen des § 175 und fehlende Anerkennung der Opfer bis hin zu ihrer Aus­löschung aus der Geschichts­schreibung. Ihnen soll die Lesung erinnern und sexuelle Vielfalt zelebriert werden.

Sonntag, 21.01.2024, 17:00 Uhr
Altes Rathaus, Markt 9, Göttingen

Anita Lasker-Wall­­fisch — „Ihr sollt die Wahrheit erben“

Lesung

Veranstaltet von der Gesell­­schaft für christlich-jüdische Zusammen­­arbeit Göttingen e.V.

Die Cellistin Anita Lasker-Wall­­fisch, Mit­­begründerin des Londoner English Chamber Orchestra, gehörte zum „Mädchen­­orchester“ in Auschwitz. Ihre Lebens­­erinnerungen sind das eindrucks­­volle Zeugnis eines deutsch-jüdischen Familien­­schicksals im 20. Jahr­­hundert und eine sehr persönliche, anrührende Chronik einer Über­­lebenden des Holocaust.

Die Schau­­spielerin Cornelia Schön­­wald liest aus den Erinnerungen der Anita Lasker-Wall­­fisch, musikalisch begleitet von der Cellistin Cornelia Briese.

Dienstag, 23.01.2024, 19:00 Uhr
Gemeinde­saal, Untere Kar­spüle 11, Göttingen

Die Erben der Arisierung

Vortrag von Armin H. Flesch

Veranstaltet von der Gesell­­schaft für christlich-jüdische Zusammen­­arbeit Göttingen e.V.

Wir wissen, was wir haben. Wissen wir auch, woher es stammt? Am Anfang von Armin H. Fleschs Beschäfti­gung mit Arisierung stand ein 1935 arisiertes Frank­furter Unternehmen. 2013 hatten dessen heutige Eigen­tümer behauptet, ihre Firma blicke auf eine „fast 100 jährige Familien­tradition“ zurück. Die Suche nach alten Unter­lagen führte den Frank­furter Journalisten zu weiteren, teils spektakulären Fällen. Archiv­recherchen sowie zahl­reiche Inter­views mit Nach­kommen von Tätern und Opfern lösten eine Beschäftigung mit dem Thema Arisierung aus, die bis heute fort­dauert.

Mittwoch, 24.01.2024, 16:00 Uhr
KZ-Gedenk­stätte Moringen, Treff­punkt: Torhaus, Lange Str. 58, Moringen

„Aus Moringen überstellt“

Führung zu den Moringer Konzentrationslagern

Anmeldung erforderlich unter info@gedenkstaette-moringen.de

Veranstaltet von der KZ-Gedenk­stätte Moringen

Die Führung beleuchtet anhand einzelner Biografien verschiedene Wege und Über­stellungen aus den Konzentrations­lagern Moringen in weitere Konzentrations- oder Vernichtungs­lager sowie die Bedeutung der sogenannten Heil- und Pflege­anstalten.

ABGESAGTMittwoch, 24.01.2024, 19:00 Uhr
Mensa KGS Moringen, Wald­weg 30, Moringen

Diese Veranstaltung muss leider abgesagt werden.

Von Moringen nach Auschwitz

Veranstaltet von der KZ-Gedenk­stätte Moringen mit der Projekt­werkstatt „Spuren­suche“

Jugendliche berichten von ihren Erfahrungen mit ihren Studien­reisen nach Auschwitz. Was motiviert sie? Was haben sie erlebt? Was haben sie gelernt? Was hat diese Reise verändert? Sollte jede*r Deutsche dort einmal gewesen sein?

Vor 80 Jahren wurden 26 jugend­liche Sinti von Moringen nach Auschwitz deportiert. Wir werden ihre Geschichte erzählen und an sie erinnern.

Samstag, 27.01.2024, 19:00 Uhr
Altes Rathaus, Markt 9, Göttingen und Online-Livestream

Die Dokumentation der Veranstaltung kann hier angesehen werden:

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Fotos der Veranstaltung sind hier zu sehen:
https://www.katrin-raabe.de/blog/zeitzeugengespraech-mit-dr-leon-weintraub-im-alten-rathaus-in-goettingen

Leon Weintraub wurde 1926 in Łódź geboren. Er überstand als Zwangs­arbeiter das Ghetto Litz­mann­stadt, wurde nach Auschwitz-Birkenau deportiert, wo er dem für ihn vor­gesehenen „Tod durch Ver­gasung“ entkam, indem er sich unbeobachtet einem Gefangenen­transport anschloss. Er überlebte drei weitere Konzentrations­lager, bevor ihm im April 1945 die Flucht von einem SS-Todes­marsch gelang.

Nach der Befreiung begann Leon Wein­traub 1946 ein Medizin­studium in Göttingen. „Ich konnte mein Glück kaum fassen, als armer Juden­junge hier studieren zu können“, sagte er einmal über diese Zeit. Ab 1950 arbeitete Wein­traub als Gynäkologe in Warschau, wo er 1966 zum Doktor der Medizin promoviert wurde, bevor er Polen 1969 in Folge des stärker werdenden Anti­semitismus verließ und nach Schweden über­siedelte, wo er bis heute lebt.

Leon Weintraub wird an diesem Abend aus seinem Leben berichten. Wir sprechen über das Wieder­erstarken von Anti­semitismus und faschistischer Ideologie in Deutsch­land und Europa und über Leon Wein­traubs 2022 erschienenes Buch: „Die Versöhnung mit dem Bösen. Geschichte eines Weiter­lebens“.

Dienstag, 30.01.24, 14:00 Uhr
Treffpunkt: Schranke Goßler­straße/Ecke Käte-Hamburger-Weg, Göttingen

Medizin in Göttingen im Nationalsozialismus — Rolle der Hebammen

Ein Stadt­teil­rundgang mit Cornelia Krapp, Geschichts­werkstatt Göttingen

Veranstaltet von Geschichts­werkstatt Göttingen e.V.

Der Rundgang ist frei, um eine Spende wird gebeten

Illustrierte Info zu dieser Veranstaltung auf der Webseite der Ausstellung „Auf der Spur euro­päischer Zwangs­­arbeit in Süd­­nieder­­sachsen 1939–1945“

Der Rundgang über das Gelände des alten Uni­versitäts­klinikums zwischen Goßler­straße und Humboldt­allee gibt eine Einführung in die Göttinger Klinikums­geschichte und die Entwicklung der Medizinischen Fakultät in der NS-Zeit. Schwer­punkt­themen sind Zwangs­sterilisationen in der Frauen­klinik, die Rolle von Hebammen in der NS-Zeit sowie Zwangs­arbeiter*innen als Patient*innen und Personal im Klinikum.

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